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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Gemeinsam gut entscheiden in Österreich – die neuen Top 7 der Vorsorge

Meeting Abstract

  • Verena Mayr - Donau-Universität Krems, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Österreich
  • Anna Glechner - Donau-Universität Krems, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Österreich
  • Karl Horvath - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Gerald Gartlehner - Donau-Universität Krems, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Österreich; RTI International, USA
  • Andrea Siebenhofer-Kroitzsch - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-4-03

doi: 10.3205/21ebm075, urn:nbn:de:0183-21ebm0755

Published: February 23, 2021

© 2021 Mayr et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Choosing Wisely Initiativen versuchen in vielen Ländern dem Problem der Über- bzw. Fehlversorgung im Gesundheitssystem zu begegnen, seit 2017 mit Gemeinsam gut entscheiden – Choosing Wisely Austria (GGE) auch in Österreich. Unter dem Leitsatz „Mehr Medizin ist nicht bessere Medizin“, entstand eine Kooperation zwischen Medizinischer Universität Graz und Donau-Universität Krems. In Zusammenarbeit mit nationalen Fachgesellschaften werden evidenz-basierte Empfehlungen veröffentlicht, um entbehrliche Tests und Therapien zu reduzieren.

Methoden: Als Grundlage dienen bereits vorhandene Empfehlungen internationaler Choosing-Wisely-Initativen, sofern diese nach einer strukturieren Prüfung als verlässlich eingestuft wurden. Bisher wurden drei Top Listen in den Fachgebieten Geriatrie und Gerontologie, Allgemeinmedizin und Public Health publiziert. Auch Vorschläge der Fachgesellschaften werden in den Pool aufgenommen, sofern sie auf systematisch erfasster Literatur basieren, und Empfehlungsgrade angegeben sind, die in einem strukturierten und transparenten Prozess entstanden.

Ergebnisse: In der rezent veröffentlichten „Top 7 der Vorsorge“ in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Public Health (ÖGPH) werden weit verbreitete Vorsorgeuntersuchungen in Frage gestellt. In den „Top 7 der Vorsorge“ wird auf einzelne Screeningmaßnahmen eingegangen, und warum sie nicht nur entbehrlich sind, sondern auch Angst und Verwirrung auf der Patientenseite auslösen kann. Die verständlich aufbereiteten Empfehlungen der Top 7 der Vorsorge im Überblick:

1.
Bakterien im Harn: Kein Test ohne Symptome
2.
Kein routinemäßiger Osteoporose-Test bei unter 50-Jährigen
3.
Test auf Vitamin-D-Mangel nicht sinnvoll
4.
Suche nach Typ-2-Diabetes bei Personen ohne Risiko nicht empfohlen
5.
Keine Suche nach gesundheitsgefährdendem Alkoholkonsum mittels Gamma-GT
6.
Keine Früherkennungsuntersuchung der Nierenfunktion ohne Risikofaktoren
7.
Depressionen erkennen: Früher ist nicht besser

Via Broschüren und Internetpräsenz kommt den PatientInnen ein niederschwelliges Informationsangebot zu.

Schlussfolgerung: Ziel ist es, den PatientInnen das Grundprinzip einer sinnvollen und zielgerichteten Vorsorge näher zu bringen und den Dialog zwischen PatientInnen und ÄrztInnen über den Hintergrund bestimmter Screeningmaßnahmen zu fördern.

Interessenkonflikte: Alle Autorinnen und Autoren sind MitarbeiterInnen von Gemeinsam gut entscheiden – Choosing Wisely Austria.