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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Warum können 25% auch 0,1% sein? Entwicklung und Pilotierung eines webbasierten Tools zur Vermittlung von relativer und absoluter Risikoreduktion

Meeting Abstract

  • Sandro Zacher - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Birte Berger-Höger - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Julia Lühnen - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Anke Steckelberg - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-4-01

doi: 10.3205/21ebm073, urn:nbn:de:0183-21ebm0733

Published: February 23, 2021

© 2021 Zacher et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Darstellungen von Therapieeffekten als relative Risikoreduktionen in Gesundheitsinformationen werden oft weder von Laien noch von Professionellen korrekt verstanden. Die Förderung der Gesundheitskompetenz ist daher eine zentrale Aufgabe, um Partizipation von Bürger*innen an Entscheidungen zu ermöglichen. Ziel war die Entwicklung und Pilotierung eines webbasierten Tools zur Vermittlung von relativer und absoluter Risikoreduktion gemäß dem UK MRC Framework.

Methoden: Die komplexe Intervention wurde basierend auf Theorien zu Erwachsenenbildung (M. Knowls), Instruktionsdesign (ADDIE-Modell, ARCS-Modell) und Multimediadesign (Cognitive Theory of Multimedia Learning) entwickelt. Anhand definierter Kompetenzziele wurden folgende Inhalte festgelegt: Sensibilisierung für mögliche Beeinflussungen sowie Interpretation und Berechnung von Risikoreduktionen. Das Tool ist selbstgesteuert mit interaktiven Elementen.

In einer qualitativen Machbarkeitsstudie wurde das Tool mit Professionellen im Gesundheitswesen hinsichtlich Akzeptanz, Anwendbarkeit und Verständlichkeit pilotiert. Die Datenerhebung erfolgte durch Think-Aloud und leitfadengestützte Interviews. Die Auswertung der audioaufgezeichneten, transkribierten Interviews erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring. Baseline wurden soziodemographische Angaben, selbsteingeschätzte Computer- und mathematische Fähigkeiten sowie ausgewählte Items des CHC-Tests zur Exploration des Wissens erhoben. Die Analysen erfolgten deskriptiv.

Aufgrund der Corona Pandemie wurde die Pilotierung mit Laien für Oktober 2020 in digitaler Form geplant.

Ergebnisse: Im Januar und Februar 2020 wurde das Tool mit jeweils vier Mediziner*innen und Lehrer*innen für Gesundheitsfachberufe pilotiert. Trotz unterschiedlichen Vorwissens der Teilnehmenden, schienen die Anforderungen an die Vermittlung des Themas und dessen empfundene Relevanz ähnlich zu sein. Die Teilnehmenden berichteten subjektiven Wissenszuwachs und Sensibilisierung für die Darstellungsform. Verständnisschwierigkeiten und fehlende Transferfähigkeit in die praktische Anwendung wurden identifiziert. Es erfolgte eine Revision der Bedienbarkeit und der Vertiefungsmöglichkeiten.

Schlussfolgerung: Das Tool erwies sich insgesamt als anwendbar, verständlich und akzeptabel. Weitere Anpassungen, um die praktische Transferfähigkeit zu verbessern, werden vorgenommen. Die Evaluation im RCT ist geplant.

Interessenkonflikte: Es liegen keine Interessenkonflikte vor.