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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Möglichkeiten und Grenzen digitaler Datenerhebungen am Beispiel der multizentrischen Versorgungsstudie PMS KIDS

Meeting Abstract

  • Anke Kohmäscher - FH Münster, FB Gesundheit, Münster, Deutschland
  • Patricia da Costa Avelar - Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Aachen, Deutschland
  • Sabrina Heiler - FH Münster, FB Gesundheit, Münster, Deutschland
  • Annika Primaßin - FH Münster, FB Gesundheit, Münster, Deutschland
  • Stefan Heim - Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Aachen, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmV-6-04

doi: 10.3205/21ebm031, urn:nbn:de:0183-21ebm0311

Published: February 23, 2021

© 2021 Kohmäscher et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Chronisches Stottern kann langfristig zu diversen Psychopathologien wie (sozialen) Ängsten führen. Während gute Evidenzen zur Wirksamkeit von Stottertherapien im Vorschulalter vorliegen, ist über ihre Wirksamkeit im Grundschulalter wenig bekannt (DGPP 2016 [1]). Die Versorgungsstudie PMS KIDS (Prospektive multizentrische Studie zur Wirksamkeit ambulanter Stottertherapie nach dem Stottermodifikationsansatz KIDS) untersucht daher die Wirksamkeit des Best-practice-Verfahrens Schul-KIDS bei 73 stotternden Grundschulkindern. Bis zum pandemiebedingten Lockdown fanden die Messungen im Abstand von 3–6 Monaten in sprachtherapeutischen Praxen statt, danach wurde ein Wechsel zu digitalen Messungen notwendig. Es stellt sich die Frage, wie erfolgreich der Wechsel gelungen ist und welche Implikationen sich daraus für die Güte der Messungen sowie zukünftige Messungen in Versorgungsstudien ergeben.

Methoden: PMS KIDS hat als primäres Outcome die psycho-sozialen Auswirkungen von Stottern (OASES). Als sekundäre Outcome-Parameter werden die sicht- und hörbare Stottersymptomatik (SSI-4) sowie Schweregradeinschätzungen der Eltern erfasst. Mit einer eigens entwickelten App werden Sprechproben der Kinder im häuslichen Umfeld aufgezeichnet.

Die Umstellung auf Online-Erhebungen erfolgte anhand der Videosoftwares Cyph und Sprechstunde.Online, die eine End-to-End-Verschlüsselung vorweisen und eine einfache Handhabung gewährleisten.

Ergebnisse: Durch die pandemiebedingte Umstellung auf digitale Messungen kam es zu keinem Datenverlust, allerdings sind Maßnahmen für einen reibungslosen Ablauf und Datensicherheit notwendig. Bei dem Vergleich der erhobenen Daten zeigt sich, dass gerade für stotternde Kinder ein Gespräch in Präsenz nicht 1:1 zu vergleichen ist mit einem Gespräch über den Computer. Gleichzeitig wurden Vorteile wie bessere Erreichbarkeit und geringerer Zeit- und Personalaufwand deutlich.

Schlussfolgerung: In PMS KIDS waren digitale Messungen nicht geplant, erwiesen sich jedoch trotz kurzfristiger Umsetzung als praktikabler Weg. Unter Beachtung gewisser Einschränkungen und zusätzlicher Maßnahmen können digitale Datenerhebungen eine gewinnbringende Möglichkeit darstellen, die Evidenzbasierung in der ambulanten therapeutischen Versorgung voranzutreiben.

Interessenkonflikte: Die Vortragenden erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Literatur

1.
DGPP. Pathogenese, Diagnostik und Behandlung von Redeflussstörungen: Evidenz- und konsensbasierte interdisziplinäre S3-Leitlinie, AWMF-Registernummer 049013. Version 1. AWMF; 2016. Available from http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/049-013.html External link