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21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13. - 15.02.2020, Basel, Schweiz

Einbindung von Interessengruppen bei der Leitlinienentwicklung Sturzprävention

Meeting Abstract

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  • Daniela Schoberer - Medizinische Universität Graz, Institut für Pflegewissenschaft, Graz, Österreich

Nützliche patientenrelevante Forschung. 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Basel, Schweiz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20ebmPP7-05

doi: 10.3205/20ebm101, urn:nbn:de:0183-20ebm1017

Published: February 12, 2020

© 2020 Schoberer.
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Hintergrund/Fragestellung: Die Berücksichtigung von Erwartungen und Präferenzen potentieller Anwender und Zielgruppen von Leitlinien ist mittlerweile Standard in der Leitlinienentwicklung. Dadurch soll die Qualität der Leitlinie erhöht und die Akzeptanz gesteigert werden. Häufig angewandte Methoden der Einbindung von Interessengruppen sind die Einbeziehung einer Interessenvertretung bei der Leitlinienentwicklung und die Konsultierung der Anwender zur Beurteilung des Leitlinienentwurfs [1]. Bei der Entwicklung der evidenzbasierten Leitlinie Sturzprävention sollten Pflegepersonen bei sämtlichen Schritten der Leitlinienentwicklung miteinbezogen und dadurch Erwartungen der Pflegepersonen erfüllt werden. Zudem sollten die Perspektiven der Zielgruppen ausreichend berücksichtigt werden.

Methoden: Im Rahmen der Leitlinienentwicklung wurden Pflegepersonen von Beginn an in die Entwicklung miteinbezogen. Ziel und Zweck der Leitlinie wurden mit Pflegenden gemeinsam definiert und auch die Schlüsselfragenformulierung erfolgte im Diskurs. Endpunkte der jeweiligen Schlüsselfragen wurden von älteren Menschen als Mitglieder des Cochrane Consumer Networks priorisiert. Die Gradierung der Empfehlungen erfolgte gemäß der GRADE Faktoren, wobei Pflegende unterschiedlicher Fachniveaus, Mediziner, Therapeuten und Patientenvertreter mittels Delphi-Umfragen einbezogen wurden. Zur Erhebung von Patientenpräferenzen wurde eine qualitative Metasynthese durchgeführt. Im Rahmen eines externen Reviews wurde die Rohfassung der Leitlinie durch Pflegepersonen begutachtet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 18 Schlüsselfragen, jeweils mit mehreren Endpunkten, in der Leitlinie bearbeitet. Laut der externen Reviewer werden in der Leitlinie die relevanten Fragen der klinischen Praxis klar und verständlich beantwortet. Zu den als relevant priorisierten Endpunkten Lebensqualität und Mobilität konnten kaum relevante Studien identifiziert werden. Bei der Gradierung der Empfehlungen wurden, trotz vorangegangener Schulung der Teilnehmer, der Effekt und das Vertrauen in die Evidenz nur unzureichend berücksichtigt. Zusätzliche Hinweise zu den Erwartungen der Patienten an sturzpräventive Maßnahmen wurden von Pflegepersonen als besonders hilfreich bewertet.

Schlussfolgerung: Die frühzeitige Einbeziehung der Anwender in die Leitlinienentwicklung führte zu einer gut akzeptierten und praxisorientierten Leitlinie. Ausreichend Schulungen und Diskussionen sind erforderlich, um Anwender zielführend einzubinden.

Interessenkonflikte: Keine Interessenkonflikte.


Literatur

1.
Nilsen ES, Myrhaug HT, Johansen M, Oliver S, Oxman AD. Methods of consumer involvement in developing healthcare policy and research, clinical practice guidelines and patient information material. Cochrane Database Syst Rev. 2006 Jul 19;(3).