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Hintergrund/Fragestellung: In den letzten Jahren wurden die Zusammenhänge zwischen neuronaler Aktivität und den Effekten sprachtherapeutischer Behandlung bei Aphasie vermehrt untersucht. Dabei konnte in verschiedenen Studien ein positiver Einfluss von nicht-invasiver Hirnstimulation auf die Aphasierehabilitation gezeigt werden (für einen Überblick siehe [1]).

Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss von bihemispherischer tDCS bei postakuter Aphasie auf die Rehabilitation der sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten.

Bezugnehmend auf Erkenntnisse zum Verlauf der neuronalen Rückbildung und Bildgebungsstudien, die Korrelationen zwischen sprachlichen Leistungsverbesserungen und zunehmender Aktivierung periläsionaler Sprachareale und extrasylvischer Areale der sprachdominanten Hemisphäre zeigen, wurde hier versucht, einen möglichst frühen Re-Shift von Aktivität auf die geschädigte sprachdominante Hemisphäre durch tDCS zu unterstützen. Dies geschah durch anodale Stimulation über dem linken IFG bei gleichzeitiger kathodaler Stimulation über dem rechten IFG.

Methoden: In einer doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie erhielten 12 Patienten mit postakuter nichtflüssiger Aphasie nach Schlaganfall 2x5 Tage 20 Minuten bihemisphärische tDCS (2 mA) oder Schein-tDCS, kombiniert mit hochfrequenter individueller Sprachtherapie (10 x/Woche). Ihre kommunikativen und sprachsystematischen Leistungen wurden zu verschiedenen Testzeitpunkten (bis zu 16 Wochen nach Stimulationsbeginn) untersucht.

Ergebnisse: Bei allen Patienten verbesserten sich die sprachsystematischen und kommunikativen Leistungen im Therapieverlauf. Direkt im Anschluss an die Stimulation (T1) zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Benennleistung in der Stimulationsgruppe. Dieser Trend blieb im Verlauf erhalten, war aber zu T2 und T3 nicht mehr signifikant. Es zeigte sich ebenfalls eine "Zeit x Stimulation" - Interaktion auf der Skala «Kommunikationsverhalten» im AAT

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass bihemisphärische tDCS in der frühen Postakutphase der Aphasie nach Schlaganfall die Erholung einzelner sprachlicher Funktionen beschleunigen, eine intensive Sprachtherapie aber nicht ersetzen kann. Diese verbessert nicht nur sprachliche Funktionen, sondern auch die Kommunikationsfähigkeit. Ob sich Patienten bei langfristiger intensiver Sprachtherapie durch eine tDCS in der Postakutphase auch im Langzeitverlauf stärker verbessern können als ohne, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

(Teil-)ergebnisse wurden veröffentlicht [2], [3].

Interessenkonflikte: Die Autoren geben an, dass keine Interessenskonflikte bestehen.