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Identifizierung von Barrieren der Leitlinienadhärenz am Beispiel einer Umfrage zur AWMF-S3-Leitlinie zu unkomplizierten bakteriellen ambulant erworbenen Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten (043 - 044)
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Published: | February 12, 2020 |
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Hintergrund/Fragestellung: Zahlreiche Studien konnten eine mangelnde Leitlinienadhärenz, insbesondere bei der Therapie von Harnwegsinfektionen, zeigen. Die Nutzung von Leitlinien führt jedoch zu einer signifikanten Reduktion des Antibiotikagebrauchs, zur Senkung der Prävalenz multiresistenter Erreger und zur Kostenersparnis. Es stellt sich die Frage, was Ärzte davon abhält, leitliniengerecht zu behandeln. Zu dieser Fragestellung gibt es kaum Untersuchungen, insbesondere nicht im Fachgebiet Urologie.
Ziel der Arbeit ist die Identifikation von Barrieren der Leitlinienadhärenz am Beispiel der AWMF-S3-Leitlinie zu ambulant erworbenen, bakteriellen Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen [1].
Methoden: Es wurde eine Umfrage im E-Mail-Verteiler der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. durchgeführt (August 2017, Reminder im November 2017). Dazu wurde Fragebogen entwickelt [2]. Der endgültige bislang nichtvalidierte Fragebogen enthält 19 Items (4 Freitextfragen, 15 Items multiple choice). Die Items wurden den Domänen „arztbezogene“ und „patientenbezogene Barrieren“ zugeteilt. Die Umfrage wurde im Online-Portal „Surveymonkey®“ durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mit SPSS 23.0.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 307 vollständige Fragebögen analysiert. Das mittlere Alter der Teilnehmer betrug 46,7 Jahre. 35% der Teilnehmer folgt der Leitlinie in 80% der Fälle. Arztbezogene Faktoren, die die Leitlinienadhärenz behindern, sind: persönliche Erfahrungen (23%), mangelnde Anwendbarkeit für den individuellen komplexen Patienten (22%) und Zeitmangel (19%). In den freien Fragen wurden eine knappere Leitliniendarstellung sowie eine optimierte Kommunikation der Neuerungen an die Öffentlichkeit gefordert. Als patientenbezogene Barrieren wurden genannt: schlechte Erfahrung mit dem Antibiotikum (27%), Angst vor Kollateralschäden (26%) und ungenügende Information über die Erkrankung und Therapie (23%).
Schlussfolgerung: Dies ist die erste Umfrage zu Barrieren von Leitlinienadhärenz in der Urologie in Deutschland. Trotz einiger Limitationen konnten wichtige Punkte identifiziert werden, die Potenzial haben, die Leitlinienadhärenz zu verbessern. Dies sind die Gestaltung der Leitlinie, mit z.B. Kurzfassungen und Flussdiagrammen für die Kitteltasche und ein separater Patiententeil innerhalb der Leitlinie. Außerdem sollten Leitlinienautoren neue Leitlinien bzw. Aktualisierungen publizieren und auf Kongressen vorstellen, um den Dialog mit niedergelassenen Kollegen zu verbessern.
Diese Arbeit ist bereits publiziert [3].
Interessenkonflikte: J. Kranz, F.M.E. Wagenlehner und L. Schneidewind waren an der Erstellung der oben genannten Leitlinie beteiligt. J. Kranz,D. Schlager, S. Mühlstädt, J. Nagler, F.M.E. Wagenlehner und L. Schneidewind geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Literatur
- 1.
- Leitlinienprogramm DGU. Interdisziplinäre S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. AWMF Registernummer: 043 - 044. Langfassung. 17. Juni 2010.
- 2.
- Burns KE, Duffett M, Kho ME, Meade MO, Adhikari NK, Sinuff T, Cook DJ; ACCADEMY Group. A guide for the design and conduct of self-administered surveys of clinicians. CMAJ. 2008 Jul 29;179(3):245-52. DOI: 10.1503/cmaj.080372
- 3.
- Kranz J, Schlager D, Mühlstädt S, Nagler J, Wagenlehner FME, Schneidewind L. Barrieren der Leitlinienadharenz: Identifizierung von Barrieren der Leitlinienadharenz am Beispiel einer Umfrage zur AWMF-S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten [Barriers to guideline adherence: Identification of barriers to guideline adherence using a survey on the AWMF S3 guideline epidemiology, diagnosis, treatment, and management of uncomplicated bacterial, community-acquired urinary tract infections in adult patients]. Urologe A. 2019 Sep;58(9):1019-1028