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21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13. - 15.02.2020, Basel, Schweiz

Selbstberichtete Einstellung, Kenntnisse und Fähigkeiten bezüglich der Anwendung evidenzbasierter Medizin in der alltäglichen Versorgungspraxis: eine nationale Umfrage unter Studierenden der medizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Fakultäten in Ungarn

Meeting Abstract

  • Mónika Csertő - Universität Pécs, Cochrane Ungarn, Pécs, Ungarn
  • Károly Berényi - Universität Pécs, Institut für Präventivmedizin, Pécs, Ungarn
  • Tamás Decsi - Universität Pécs, Cochrane Ungarn, Pécs, Ungarn
  • Szimonetta Lohner - Universität Pécs, Cochrane Ungarn, Pécs, Ungarn

Nützliche patientenrelevante Forschung. 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Basel, Schweiz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20ebmPP2-02

doi: 10.3205/20ebm058, urn:nbn:de:0183-20ebm0581

Published: February 12, 2020

© 2020 Csertő et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Evidenzbasierte Praxis kann nur dann realisiert werden, wenn medizinisches Fachpersonal evidenzbasierter Medizin (EBM) verbundene Terminologie versteht, allgemein positiv gegenüber EBM eingestellt ist und Fähigkeiten besitzt, die ermöglichen, EBM-Wissen in die alltägliche Versorgungspraxis umzusetzen.

Methoden: Um EBM-bezogene Einstellung, Kenntnisse und Fähigkeiten von Studierenden der medizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Fakultäten zu messen, haben wir im Sommersemester 2019 eine Online-Umfrage in allen medizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Fakultäten in Ungarn durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt haben 1991 Studierende die Online-Umfrage ausgefüllt. Die Einstellung gegenüber EBM war im Allgemeinen positiv; allerdings bewertete nur eine kleine Minderheit der Studenten ihre EBM-Kenntnisse als „fortgeschritten“. Verständnis der EBM-bezogenen Terminologie war unterschiedlich: der Begriff „Stichprobengröße“ könnte von den meisten (65%), „Intention-to-Treat Analyse“ von den wenigsten (7%) Studenten weitererklärt werden. Studierende, die bereits an einer EBM-Schulung teilgenommen hatten, bewerteten ihre Kenntnisse in der Suche und Bewertung von medizinischer Fachliteratur und über EBM-bezogene Begriffe signifikant besser und standen der Verwendung von EBM in der Praxis positiver gegenüber. EBM-geschulte Medizinstudierende bewerteten Online-Fachzeitschriften (17,5% gegenüber 23,9%, p < 0,05) und medizinische Leitlinien (15,4% gegenüber 6,1%, p < 0,001) anstelle gedruckter Bücher häufiger als die bedeutendste Informationsquelle für medizinisches Fachpersonal und verwendeten PubMed und die Cochrane Library öfter zur Fachliteratursuche. Berufserfahrung im Gesundheitswesen (OR = 1,59; 95% CI = 1,01 - 2,52), Durchführung von wissenschaftlichen Arbeiten (OR = 2,02; 95% CI = 1,45 - 2,82) und höhere Anzahl von Studienjahren (OR = 1,65; 95% CI = 1,37 - 1,98) waren andere Faktoren, die das EBM-Wissen beeinflussten.

Schlussfolgerung: Studierende der Medizin und Gesundheitswissenschaften haben Interesse daran während des Studiums EBM-Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben. Bessere selbstberichtete EBM-Kenntnisse und -Fähigkeiten unter EBM-geschulten Studenten unterstreichen die Relevanz gezielten EBM-Trainings. Dies scheint nach dem zweiten Studienjahr effektiver zu sein. Parallele Erweiterung von EBM-Kenntnissen und -Fähigkeiten mit den Studienjahren weist auf die Bedeutung der Integration von EBM-Terminologie und -Konzepten in die Thematik anderer Lehrkurse hin.

Interessenkonflikte: Die vorliegende Studie wurde vom János Bolyai Forschungsstipendium der Ungarischen Akademie der Wissenschaften unterstützt. Es bestehen keine Interessenkonflikte.