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Informierte Entscheidungen mit und für Menschen mit Demenz – Effektivität des Schulungsprogramms PRODECIDE für rechtliche Betreuer*innen: randomisiert-kontrollierte Studie
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Published: | February 12, 2020 |
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Hintergrund/Fragestellung: Rechtliche Betreuer*innen unterstützen und vertreten Menschen mit eingeschränkter Einwilligungsfähigkeit in Gesundheitsentscheidungen. Ist der (mutmaßliche) Wille nicht festzustellen, sollten sie stellvertretend den Anspruch auf eine informierte Entscheidung umsetzen. Notwendige Kompetenzen hierfür können wegen fehlender Qualitätskriterien bzw. Ausbildungsregelungen nicht vorausgesetzt werden. Exemplarisch zu Entscheidungen in der Versorgung von Menschen mit Demenz, wurde daher die Schulung PRODECIDE für ehrenamtliche und Berufsbetreuer*innen entwickelt und pilotiert [1].
Ziel dieses Projektes war die Überprüfung der Wirksamkeit der Schulung PRODECIDE im Hinblick auf Wissen, als Voraussetzung für eine informierte Entscheidungsfindung.
Methoden: Es wurde eine randomisiert-kontrollierte Studie (Schulung PRODECIDE vs. Standardversorgung) mit 6 Monaten Follow-up durchgeführt [2]. Ehrenamtliche und Berufsbetreuer*innen von Menschen mit Demenz wurden konsekutiv rekrutiert und 1:1 auf Interventions- und Kontrollgruppe (IG und KG) randomisiert. Die Schulung (4 Module, 10 h an 2-3 Tagen) wurde in Kooperation mit etablierten Fortbildungsanbietern angeboten. Primärerer Endpunkt war Wissen, operationalisiert als Verständnis und realistische Erwartungen an Nutzen und Schaden der exemplarischen Interventionen (Multiple-Choice Test, 13 Items). Die Datenanalyse erfolgt verblindet. Begleitend wurde eine Prozessevaluation durchgeführt.
Ergebnisse: Zwischen 06/2017 und 06/2019 wurden 218 Betreuer*innen eingeschlossen (IG n=111, KG n=107; mittleres Alter 52 Jahre; 71,3% weiblich). Vorläufige Analysen zeigen, dass der Anteil der richtigen Antworten im Wissenstest 72,6% in der IG (n=86) und 42,2% in der KG (n=95) beträgt. Endgültige Analysen werden 11/2019 vorliegen. In der Prozessevaluation zeigten sich z.T. Veränderungen im Ablauf von Entscheidungsprozessen, aber auch wahrgenommene Grenzen, das erlernte Wissen anzuwenden.
Eine Rekrutierungshürde war der hohe Zeitaufwand für die Schulung und das Follow-up von 6 Monaten für die sekundären Endpunkte. Um eine ausreichend große Stichprobe zu erreichen, wurde bei 132 Teilnehmenden nur der primäre Endpunkt erhoben.
Schlussfolgerung: Die Schulung PRODECIDE kann das Wissen von rechtlichen Betreuer*innen verbessern und so dazu beitragen, dass Nutzen und Schaden von medizinischen Maßnahmen realistischer eingeschätzt werden. Die begleitenden Interviews geben Hinweise, dass eine kritische Haltung entwickelt wird, der Umsetzung in der Praxis aber noch diverse Hürden entgegenstehen.
Interessenkonflikte: Gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/318728034
Die Referentinnen versichern, dass in Bezug auf den Inhalt des abstracts keine finanziellen Interessenskonflikte bestehen.
Literatur
- 1.
- Lühnen J, Mühlhauser I, Richter T. Informed decision-making with and for people with dementia: Developing and pilot testing an education program for legal representatives (PRODECIDE). Dementia (London). 2019 Aug;18(6):2303-2321. DOI: 10.1177/1471301217746751
- 2.
- Lühnen J, Haastert B, Mühlhauser I, Richter T. Informed decision-making with and for people with dementia - efficacy of the PRODECIDE education program for legal representatives: protocol of a randomized controlled trial (PRODECIDE-RCT). BMC Geriatr. 2017 Sep 15;17(1):217. DOI: 10.1186/s12877-017-0616-z