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21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13. - 15.02.2020, Basel, Schweiz

Wirksamkeit von Algorithmus-basierten Interventionen zur Reduktion von Schmerz und herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz im Pflegeheim – ein Cochrane Review

Meeting Abstract

  • Christina Manietta - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland; Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Witten, Deutschland
  • Valérie Labonté - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland; Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Evidenz in der Medizin (für Cochrane Deutschland Stiftung), Freiburg, Deutschland
  • Erika Sirsch - Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV), Fakultät für Pflegewissenschaft, Vallendar, Deutschland
  • Rüdiger Thiesemann - Universität Witten-Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Witten, Deutschland
  • Ralph Möhler - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland

Nützliche patientenrelevante Forschung. 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Basel, Schweiz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20ebmS6-V1-04

doi: 10.3205/20ebm038, urn:nbn:de:0183-20ebm0382

Published: February 12, 2020

© 2020 Manietta et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Menschen mit Demenz im Pflegeheim erleben häufig Schmerzen, erhalten aber oft keine ausreichende Schmerztherapie. Schmerzen gelten auch als eine Ursache für herausfordernde Verhaltensweisen, wie motorische Unruhe oder Aggressionen. Ein Ansatz zur Schmerztherapie bei Menschen mit Demenz sind strukturierte Behandlungspläne, die nicht-medikamentöse bzw. medikamentöse Maßnahmen zur Schmerztherapie in einer definierten Reihenfolge (Algorithmus) beinhalten. Bei Hinweisen auf Schmerzen werden diese Behandlungspläne schrittweise durchgeführt und jeweils der Erfolg der Maßnahmen überprüft. Ziel des Cochrane Reviews ist es, den Nutzen von Algorithmus-basierten Interventionen zur Reduktion von Schmerzen und herausfordernden Verhaltensweisen zu überprüfen.

Methoden: Das methodische Vorgehen folgt den Vorgaben von Cochrane. Eine systematische Literaturrecherche nach randomisiert-kontrollierten Studien erfolgte in der Meta-Datenbank ALOIS (6/2019). Studienauswahl, Datenextraktion und Bewertung der Studienqualität (anhand des Cochrane Risk of Bias 2-Tools) erfolgen durch zwei unabhängige Autoren. Die Datenanalyse mittels Meta-Analyse durchgeführt.

Ergebnisse: Die Recherche ergab 3.428 Treffer und vier cluster-randomisierte kontrollierte Studien wurde eingeschlossen. Die in den Interventionen verwendeten Algorithmen unterschieden sich hinsichtlich der prädefinierten Therapien: In zwei Studien wurden ausschließlich medikamentöse Therapien durchgeführt und in zwei Studien sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Therapien. Die Qualität der Studien war moderat bis hoch, die detaillierte Qualitätsbewertung mit dem RoB 2-Tool wird derzeit durchgeführt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Algorithmus-basierte Interventionen Schmerzen bei Menschen mit Demenz reduzieren können, die Ergebnisse zu herausfordernden Verhaltensweisen (untersucht in zwei Studien) sind nicht eindeutig. Die detaillierte Datenanalyse wird derzeit durchgeführt. Die finalen Ergebnisse, auch zur Anwendung des RoB-2 Tools, werden beim Kongress präsentiert.

Schlussfolgerung: Trotz zahlreicher Belege für eine Unterversorgung in der Schmerztherapie von Menschen mit Demenz in Pflegeheimen liegen nur wenige Studien vor, die den Nutzen von Algorithmus-basierten Interventionen überprüft haben. Auf Basis der ersten Analyse scheinen solche Interventionen ein effektiver Ansatz zu sein, um Schmerzen bei Menschen mit Demenz im Pflegeheim zu reduzieren.

Interessenkonflikte: Keine Interssenkonflikte