gms | German Medical Science

21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13. - 15.02.2020, Basel, Schweiz

Schneller zur Evidenz, die wir brauchen – führt die Einschränkung auf englischsprachige Publikationen zu zuverlässigen Schlussfolgerungen in Rapid Reviews? Eine Nichtunterlegenheitsanalyse

Meeting Abstract

  • Barbara Nußbaumer-Streit - Donau-Universität Krems, Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Krems, Österreich
  • Irma Klerings - Donau-Universität Krems, Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Krems, Österreich
  • Andreea Iulia Dobrescu - Donau-Universität Krems, Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Krems, Österreich
  • Emma Persad - Donau-Universität Krems, Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Krems, Österreich
  • Adrienne Stevens - Ottawa Hospital Research Institute, Clinical Epidemiology Program, Ottawa, Kanada
  • Chantelle Garritty - Ottawa Hospital Research Institute, Clinical Epidemiology Program, Ottawa, Kanada
  • Chris Kamel - Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health, Kanada
  • Lisa Affengruber - Donau-Universität Krems, Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Krems, Österreich; Maastricht University, Department of Family Medicine, Care and Public Health Research Institute (CAPHRI), Maastricht, Niederlande
  • Valerie King - Oregon Health & Science University, The Center for Evidence-based Policy, USA
  • Gerald Gartlehner - Donau-Universität Krems, Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Krems, Österreich; RTI International, Research Triangle Park, USA

Nützliche patientenrelevante Forschung. 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Basel, Schweiz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20ebmS1-V2-02

doi: 10.3205/20ebm006, urn:nbn:de:0183-20ebm0067

Published: February 12, 2020

© 2020 Nußbaumer-Streit et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund/Fragestellung: Im Interesse der PatientInnen braucht es häufig nicht nur die beste verfügbare Evidenz, sondern diese in möglichst kurzer Zeit. Rapid Reviews (RR) gewinnen daher an Bedeutung. Eine Methode, um Zeit zu sparen, ist nur englischsprachige Publikationen in den Review einzuschließen. Dieses Vorgehen läuft allerdings Gefahr, dass relevante anderssprachige Studien nicht berücksichtigt werden. Während bisherige Studien zeigten, dass der Ausschluss nicht-englischer Publikationen wenig Auswirkung auf einzelne Effektstärken hatte [1], [2], bleibt unklar inwieweit sich dieses Vorgehen auf Schlussfolgerungen von Evidenzsynthesen auswirkt. Ziel unserer Studie war es, herauszufinden, ob Evidenz, die nur auf englischsprachigen Publikationen aufbaut, zu anderen Schlussfolgerungen über Nutzen und Schaden einer Intervention führt als Evidenz ohne Spracheinschränkungen.

Methoden: Die Analyse basierte auf 59 zufällig ausgewählten Cochrane Reviews (CR) zu klinischen Interventionen. Alle 2026 inkludierten Referenzen wurden bezüglich ihrer Sprache geprüft. Eine Studie wurde ausgeschlossen, wenn die nicht-englischsprachige Publikation die einzige Referenz oder die Hauptreferenz zur Studie war. Änderte sich bei einem Endpunkt der Summary-of-Findings Tabelle durch die Neuberechnung der Meta-Analyse die Richtung oder das Signifikanzlevel des Effektschätzers, wurden die AutorInnen des CR befragt, ob dies zu einer Änderung ihrer Schlussfolgerung führen würde. Primärer Endpunkt der Nichtunterlegenheitsanalyse war „Anteil an Schlussfolgerungen, die vom Goldstandard (CR) abweichen“. Wenn die obere Grenze des 95%-Konfidenzintervalls (KI) unter der Nichtunterlegenheits-Grenze von 10% lag [3], galt das Einschränken auf englischsprachige Publikationen als vergleichbar mit einem sprach-inklusivem Vorgehen.

Ergebnisse: Über alle 59 CR hinweg führte der Ausschluss von Studien, deren einzige Referenz bzw. Hauptreferenz nicht in Englisch verfasst war, dazu, dass insgesamt 31 Studien in 16 CR ausgeschlossen wurden. Der Anteil an Schlussfolgerungen, die sich im Vergleich zum Original-CR änderte war 0% (95%-Konfidenzintervall 0-6) und indizierte somit Nichtunterlegenheit dieser Vorgehensweise. Nur in 2 Reviews gaben die AutorInnen der CR an, weniger Gewissheit beim Ziehen ihrer Schlussfolgerung zu haben, die Schlussfolgerung veränderte sich jedoch nicht.

Schlussfolgerung: Nur englischsprachige Publikationen einzuschließen, dürfte bei Rapid Reviews zu medizinischen Interventionen eine valide methodische Herangehensweise sein.

Interessenkonflikte: Die AutorInnen dieser Studie sind Mitglieder der Cochrane Rapid Reviews Methodengruppe.

Es liegen keine Interessenkonflikte vor.


Literatur

1.
Morrison A, Moulton K, Clark M, Polisena J, Fiander M, Mierzwinski-Urban M, et al. English-language restriction when conducting systematic review-based meta-analyses: systematic review of published studies. Ottawa: Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health; 2009
2.
Morrison A, Polisena J, Husereau D, Moulton K, Clark M, Fiander M, Mierzwinski-Urban M, Clifford T, Hutton B, Rabb D. The effect of English-language restriction on systematic review-based meta-analyses: a systematic review of empirical studies. Int J Technol Assess Health Care. 2012 Apr;28(2):138-44. DOI: 10.1017/S0266462312000086 External link
3.
Wagner G, Nussbaumer-Streit B, Greimel J, Ciapponi A, Gartlehner G. Trading certainty for speed - how much uncertainty are decisionmakers and guideline developers willing to accept when using rapid reviews: an international survey. BMC Med Res Methodol. 2017 Aug 14;17(1):121. DOI: 10.1186/s12874-017-0406-5 External link