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20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

21. - 23.03.2019, Berlin

Informierte Entscheidung zur Empfängnisverhütung – Zyklus-Apps

Meeting Abstract

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  • Jan Kellner - Universität Hamburg, MIN Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • Ingrid Mühlhauser - Universität Hamburg, MIN Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland; Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF), Deutschland
  • Susanne Buhse - Universität Hamburg, MIN Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland; Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF), Deutschland

EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmAKF-02-04

doi: 10.3205/19ebm161, urn:nbn:de:0183-19ebm1613

Published: March 20, 2019

© 2019 Kellner et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Warnungen vor Zyklus-Apps zur Empfängnisverhütung werden lauter. Dennoch steigt die Zahl der Apps ohne Informationen zur Effektivität zu liefern. In einem Projekt für den Fachtag „Informierte Verhütung: Pille, Spirale, Zyklus-Apps und Co.“ des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. in Kooperation mit dem EbM-Fachbereich Patienteninformation und -beteiligung sollen evidenzbasierte Gesundheitsinformationen (EBGI) zu verschiedenen Verhütungsmethoden entwickelt werden. Zunächst wurden im Rahmen einer Masterarbeit NutzerInnenfragen zu Zyklus-Apps mittels systematischer Recherchen beantwortet.

Methoden: Recherchen in MEDLINE im August 2018: 1) zur natürlichen Familienplanung (NFP) – Update zum Cochrane Review; 2) zu Zyklus Apps mit MESH und Freitextbegriffen zu Apps kombiniert mit Fertilität oder Verhütung. Primär wurden systematische Übersichtsarbeiten/Metaanalysen von RCTs sowie RCTs recherchiert, zusätzlich aber auch prospektive Beobachtungsstudien eingeschlossen. Weiter wurden Informationen zu Medizinprodukten von der EMA und der FDA berücksichtigt. Zwei Personen prüften Titel/Abstracts und bewerteten die methodische Qualität der eingeschlossenen Volltexte unabhängig voneinander. Methodische Grundlage war die Leitlinie EBGI [1]. Ein Studienprotokoll liegt vor.

Ergebnisse: Zur Effektivität von NFP wurden zwei Cochrane Reviews und ein aktuelles systematisches Review eingeschlossen. Pearl Index Angaben für NFP Methoden basieren mehrheitlich auf prospektiven Beobachtungsstudien mit niedriger bis moderater Qualität. Drop-out Raten in NFP Studien sind hoch. Die Reviews identifizierten insgesamt drei RCTs, die NFP Methoden verglichen.

Zyklus-Apps basieren auf verschiedenen NFP-Methoden und richten sich i.d.R. an Frauen, die schwanger werden wollen. Von 173 Treffern wurden drei eingeschlossen, welche den Grad der Übereinstimmung zwischen Apps und zugrundeliegender NFP Methode bezüglich der fruchtbaren Tage überprüften. Größte Übereinstimmung zeigten Apps, die den aktuellen Zyklus einbeziehen. Ergebnisse lassen trotzdem keinen Rückschluss auf Verhütungssicherheit zu. Es wurden keine RCTs identifiziert.

Schlussfolgerungen: Einige Apps werben damit als Medizinprodukt zertifiziert zu sein, doch Daten zur Effektivität fehlen. NutzerInnen werden getäuscht. RCTs könnten bspw. NFP-Methoden mit und ohne App auf ungewollte Schwangerschaft vergleichen.

Interessenkonflikte: keine


Literatur

1.
Lühnen J, Albrecht M, Mühlhauser I, Steckelberg A. Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation. Hamburg; 2017 [cited 2018 Aug 16]. Available from: http://www.leitlinie-gesundheitsinformation.de/ External link