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20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

21. - 23.03.2019, Berlin

Nicht-finanzielle Interessenkonflikte: Verzerrungsrisiken und Möglichkeiten der Regulierung

Meeting Abstract

  • Klaus Lieb - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Mainz, Deutschland
  • Marlene Stoll - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Mainz, Deutschland
  • David Klemperer - Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften, Regensburg, Deutschland
  • Roland Imhoff - Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, Deutschland
  • Ina Kopp - Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland

EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmS2-S5-01

doi: 10.3205/19ebm147, urn:nbn:de:0183-19ebm1473

Published: March 20, 2019

© 2019 Lieb et al.
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Text

Kurze Beschreibung des geplanten Inhalts: Finanzielle Interessenkonflikte und deren Konsequenzen für die evidenzbasierte Medizin wurden in den letzten Jahren intensiv untersucht. Bislang weniger diskutiert wurden nicht-finanzielle oder indirekte Interessenkonflikte wie bspw. Loyalitätseffekte oder der Fachrichtungsbias. Doch auch durch diese können erhebliche Verzerrungsrisiken entstehen.

Im vorgeschlagenen Symposium sollen Begrifflichkeiten und Konzepte zu nicht-finanziellen Interessenkonflikten erläutert und diskutiert werden. Anhand aktueller Beispiele aus Klinik und Forschung werden die Verzerrungsrisiken dargestellt und Möglichkeiten zum Umgang mit nichtfinanziellen Interessenkonflikten erörtert.

Geplante Vortragsthemen mit Kernaussagen bzw. Programmpunkte: In Vortrag 1) zu Verzerrungsrisiken bei direkten finanziellen und bei indirekten Interessenkonflikten wird deren Definition und Regulationsmöglichkeiten besprochen. Das Argument, kommerzielle Interessenkonflikte seien leicht zu erkennen und einfach zu handhaben, während ideologische, persönliche und akademische Interessenkonflikte schwerer zu entdecken und managen seien, soll hierbei erörtert werden. Im folgenden Vortrag 2) zu Spin und anderen ‚reporting biases‘ und deren Auswirkungen steht verzerrtes wissenschaftliches Berichten als mögliche Folge eines nichtfinanziellen oder indirekten Interessenkonflikts im Fokus. Es werden verschiedene Mechanismen besprochen, die bewusst oder unbewusst angewandt werden, um Ergebnisse in einem günstigeren Licht erscheinen zu lassen. Mögliche Konsequenzen für die Forschung werden diskutiert. Vortrag 3) beschäftigt sich mit Open Science als Methode zur Verringerung der negativen Auswirkungen von Interessenkonflikten. Die Open Science Bewegung hat ausgehend von Replikationsdebatten in der Psychologie großen Einfluss auf Wissenschaftspraxis, -debatten und –publikationsstandards genommen. Skizziert wird, wie eine solche radikal transparente Wissenschaftskultur Interessenkonflikte nicht nur offenlegen kann, sondern deren Einfluss auf publizierte Ergebnisse auch reduziert, bzw. sichtbar machen kann. Der abschließende Vortrag 4) geht auf die Regulierung indirekter Interessenkonflikte bei der Leitlinienerstellung ein. Es wird die neueste Überarbeitung der Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten bei der Leitlinienerstellung der AWMF vorgestellt. Die nun vor dem Hintergrund eines international erzielten Konsenses in Hinblick auf Definitionen und Prozesse erfolgte Unterscheidung zwischen direkten finanziellen und indirekten Interessen soll dabei im Mittelpunkt stehen. Des Weiteren wird das Bewusstsein für und das Verständnis von international konsentierten Empfehlungen zum Umgang mit indirekten Interessen diskutiert.

Im Anschluss an die Vorträge findet eine gemeinsame, allgemeine Diskussion mit den Vortragenden und dem Plenum statt.