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Wie viel Evidenz steckt in den PIM-Listen?
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Published: | March 20, 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Die Beobachtung, dass bestimmte Medikamente bei älteren Menschen gehäuft unerwünschte Arzneimittelwirkungen verursachen, führte zur Entwicklung von Listen „potentiell inadäquater Medikamente“ (PIM). Bekannt sind vor allem die Beers-Liste und für den deutschen Sprachraum die PRISCUS-Liste, die österreichische PIM-Liste und die Europäische PIM-Liste. Allen diesen Listen ist gemein, dass sie methodologisch auf einem Delphi-Prozess beruhen, an dem vor allem klinische und pharmakologische Experten beteiligt wurden, so dass die Evidenzklasse der PIM-Listen im Großen und Ganzen als expertenbasierter Konsens eingestuft werden muss. Es stellt sich daher die Frage nach der Evidenzbasis für die Einstufung von Medikamenten als PIM.
Methoden: In Verordnungsdaten der österreichischen Krankversicherungsträger sollen die ATC-Codes der am häufigsten verordneten und als PIM eingestuften Medikamente identifiziert werden. Für diese Medikamente wird sodann in Anlehnung an Cochrane-Methodik eine systematische Literaturrecherche zu Nutzen, unerwünschten Arzneimittelwirkungen und Interaktionen bei älteren Menschen durchgeführt. Auf Basis der identifizierten Literatur und Evidenz wird die Einstufung eines Medikaments oder einer Medikamentengruppe als PIM vorgenommen, bzw. werden die exakten Bedingungen konkretisiert, unter denen das Medikament bei älteren Menschen nicht verordnet werden soll.
Ergebnisse: Zu den für ältere Menschen am häufigsten verordneten Medikamenten, die möglicherweise als PIM einzustufen sind, gehören unter anderem Protonenpumpeninhibitoren, NSAIDs, Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmer. Genau diese Medikamente sind aber bei älteren Menschen sehr häufig gerade aufgrund der vorliegenden Erkrankungen indiziert, so dass eine differenzierte Abwägung zwischen möglichem Nutzen und potentiellem Schaden vorgenommen werden muss. Weitere Ergebnisse zu dieser differenzierten Beurteilung und zu weiteren Medikamenten werden bis zum Kongress vorliegen.
Schlussfolgerungen: Die überwiegend auf Expertenkonsens basierenden PIM-Listen sind hinsichtlich der differenzierten Abwägung von Nutzen und Schaden bei der Verordnung von (indizierten) Medikamenten im höheren Lebensalter unbefriedigend. Das vorliegende Projekt strebt an, die pauschalen Empfehlungen in PIM-Listen wissenschaftlich zu untermauern und auf der Basis aktueller Studienevidenz zu differenzieren.
Interessenkonflikte: Keine
Literatur
- 1.
- Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potentially inappropriate medications in the elderly: the PRISCUS list. Dtsch Arztebl Int. 2010;107:543-51.
- 2.
- Mann E, Böhmdorfer B, Frühwald T, Roller-Wirnsberger RE, Dovjak P, Dückelmann-Hofer C, et al. Potentially inappropriate medication in geriatric patients: the Austrian consensus panel list. Wien Klin Wochenschr. 2012;124:160-9.