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20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

21. - 23.03.2019, Berlin

Übereinstimmung des elektronischen Medikations-Reviews durch das PRIMA-eDS-Tool mit einem expertenbasierten Review in Anlehnung an den Medication Appropriate Index (MAI)

Meeting Abstract

  • Anja Rieckert - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Deutschland
  • Ann-Kathrin Laberer - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Deutschland
  • Andreas Christian Sönnichsen - Universität Wien, Abteilung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Wien, Österreich

EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmS3-V5-01

doi: 10.3205/19ebm021, urn:nbn:de:0183-19ebm0216

Published: March 20, 2019

© 2019 Rieckert et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Die Häufigkeit chronischer Erkrankungen bei älteren Patienten wächst und parallel dazu die Anzahl von Medikamenten und Medikationsfehlern. Um diese zu vermeiden (z.B. Überdosierungen, Doppelmedikation, fehlende Indikation), wurde das elektronische PRIMA-eDS-Tool entwickelt. Mit diesem Tool kann in wenigen Sekunden ein Medikations-Check durchgeführt werden, in dem Dosierung und Indikationen der verordneten Medikamente geprüft werden. PRIMA-eDS soll den zeitaufwändigen Medikations-Review durch Experten ersetzen. Anhand einer anonymisierten Datensammlung von Polypharmazie-Patienten überprüften wir die Übereinstimmung des PRIMA-eDS-Reviews mit einem herkömmlichen, expertenbasierten Medikations-Checks.

Methoden: 22 Hausärzte (convenience sample) wurden gebeten, konsekutiv 10 Polypharmazie-Patienten zu dokumentieren (Diagnosen, Medikamente, Alter, Geschlecht). Die 169 Fälle wurden durch Experten auf Indikationen, Dosierung, Doppelverordnungen und Evidenzbasis der Verordnung überprüft. Sodann wurden alle Patientenfälle in das Programm PRIMA-eDS eingepflegt und elektronisch auf Medikationsfehler überprüft. Medikations-Check und PRIMA-eDS-Empfehlungen wurden mittels quantitativer Evaluation verglichen.

Ergebnisse: Bezüglich der von Experten und PRIMA-eDS-Tool als korrekt klassifizierten Verordnungen zeigte sich in den Kategorien Dosierung und Doppelverordnung eine sehr hohe Übereinstimmung (98,2% und 92,8%). Mit 81,2% fiel die Übereinstimmung in der Kategorie „PIM“ deutlich niedriger aus. In der Kategorie „Indikation und Evidenz“ lag die Übereinstimmung nur bei 66,6%. Bezüglich der als fehlerhaft identifizierten Verordnungen zeigte sich in allen Kategorien nur eine mäßiggradige Übereinstimmung zwischen Experten und PRIMA-eDS. PRIMA-eDS erkannte deutlich häufiger Doppelverordnungen, PIMs und Indikationsfehler als die Experten.

Schlussfolgerungen: Es fällt auf, dass die Beurteilung von Medikationsfehlern zwischen Experten und elektronischer Beurteilung nur mäßiggradig übereinstimmt. Insgesamt erfolgt eine rigidere Beurteilung durch das PRIMS-eDS-Tool als durch die Experten, insbesondere hinsichtlich der Beurteilung von Indikation und Evidenzbasis. Der Vergleich zwischen expertenbasiertem und elektronischem Medication Review offenbart erhebliche Diskrepanzen vor allem hinsichtlich der Beurteilung von Indikation und Evidenzbasis. Offenbar legt das Tool deutlich strengere Maßstäbe an.