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Effekt Person-zentrierter Pflege und Versorgung auf die Verschreibungshäufigkeit von Antipsychotika in Pflegeheimen (EPCentCare): Eine Cluster-randomisierte kontrollierte Studie
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Published: | March 20, 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Antipsychotika werden regelmäßig bei Menschen mit Demenz mit herausforderndem Verhalten verschrieben, obwohl internationale und nationale Leitlinien nicht-pharmakologische Maßnahmen eindeutig priorisieren. In Großbritannien wurde ein Person-zentrierter Versorgungsansatz entwickelt, mit dem es gelang, die Verschreibungshäufigkeit von Antipsychotika bei Pflegeheimbewoherinnen und -bewohnern zu reduzieren. Ziel dieser Studie war es, diesen Ansatz an das deutsche Gesundheitssystem anzupassen und hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit zu untersuchen.
Methoden: Es handelt sich um eine Cluster-randomisierte kontrollierte Studie (ClinicalTrials.gov: NCT02295462). Alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte beider Studiengruppen erhielten externe Medikationsgutachten und die Möglichkeit, an einer zweistündigen Fortbildung teilzunehmen. In der Interventionsgruppe wurden zusätzlich ausgewählte Mitarbeiter/innen der Pflegeheime als Expertinnen und Experten für person-zentrierte Altenpflege geschult und kontinuierlich begleitet. Als primäre Zielgröße wurde der Anteil der Bewohner/innen mit mindestens einer antipsychotischen Medikation nach 12 Monaten erhoben. Sekundäre Zielgrößen waren die Lebensqualität, agitierte Verhaltensweisen, die Verschreibungshäufigkeit anderer psychotroper Medikamente und Sicherheitsparameter wie Stürze, sturzbedingte Folgen sowie mechanische freiheitseinschränkende Maßnahmen. Die Zielgrößenanalysen wurden Cluster-adjustiert durchgeführt (χ²-Test nach Donner, Odds Ratios mit Konfidenzintervallen).
Ergebnisse: Die Studie wurde in 37 Pflegeheimen mit n=1.153 Bewohnerinnen und Bewohnern (Interventionsgruppe: n=493; Kontrollgruppe: n=660) in den Studienzentren Halle (Saale), Lübeck und Witten durchgeführt. Der Anteil der Bewohner/innen mit mindestens einer Antipsychotika-Verordnung nach 12 Monaten änderte sich von 44,6% zu 44,8% in der Interventionsgruppe und von 39,8% zu 33,3% in der Kontrollgruppe. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p=0,033) zwischen beiden Gruppen mit einer Prävalenzdifferenz von 11,4% (KI95%: 0,9%; 21,9%). Das Odds-Ratio betrug 1,62 (Cluster-adjustiertes KI95%: 1,04; 2,53).
Schlussfolgerungen: In der Kontrollgruppe kam es im Vergleich zur Interventionsgruppe zum Studienende zu einer signifikanten Absenkung der Antipsychotika-Prävalenz. Der adaptierte person-zentrierte Versorgungsansatz zeigte unter den gegebenen Voraussetzungen keinen Effekt hinsichtlich einer Reduktion der Antipsychotika-Prävalenz in deutschen Pflegeheimen.