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Zugang zu elektronischen Patientenakten – Nutzen oder Service? Ein Cochrane Review
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Published: | March 20, 2019 |
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Published with erratum: | March 29, 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Patientenportale spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung patientenzentrierter Gesundheitsversorgung. Um Patienten aktiv in den Genesungsprozess einzubinden, bieten Gesundheitseinrichtungen ihren Patienten zunehmend Zugang zu ihren elektronischen Patientenakten [1]. Diese werden genutzt, um klinische Patientendaten über Diagnosen, Tests, Therapien und Behandlungsergebnisse zu verwalten und den Patienten zur Verfügung zu stellen. Der Zugang zu elektronischen Patientenakten wird in der Regel über Patientenportale angeboten. Sie können weitere Funktionalitäten wie beispielsweise die Unterstützung des direkten Arzt-Patienten-Kontakts, die Ausstellung von Rezepten oder die Speicherung von patientengenerierten Gesundheitsdaten umfassen [2].
Das Ziel der systematischen Übersichtsarbeit ist es, den Effekt vom Zugang zu elektronischen Patientenakten auf “patient empowerment“ und gesundheitsbezogene Zielgrößen zu bewerten.
Methoden: Die Methodik des systematischen Reviews wurde in einem Cochrane Protokoll (CD012707) erstellt und veröffentlicht [3].
Ergebnisse: Es wurden zehn RCTs in den Review eingeschlossen. Sieben Studien stammen aus den USA, zwei aus Kanada und eine aus Japan. Die Studienlage zeigt sich stark heterogen hinsichtlich zusätzlicher Funktionalitäten der Intervention (Kommunikation, Datenteilung, erweitertes Management, Erinnerungen und Bildung), der Erkrankungen der Studienteilnehmer (Hypertonie, Diabetes, Asthma etc.) und der gemessenen Zielgrößen (Patientenzufriedenheit, Patient Empowerment, gesundheitsbezogene Zielgrößen). Drei Studien untersuchten Patient Empowerment. Es zeigten sich entweder keine Unterschiede oder das Ausmaß des Effekts war nicht klinisch relevant. Acht Studien erhoben den Effekt auf 11 verschiedene Risikofaktoren (HBA1c, Blutdruck etc.). Die Ergebnisse sind sowohl innerhalb der Studien als auch zwischen den Studien, soweit vergleichbar, heterogen. Größtenteils zeigten sich keine, inkonsistente oder nicht relevante Effekte.
Schlussfolgerungen: Das Cochrane Review zeigt keine klare Evidenz für einen positiven Effekt auf Patient Empowerment oder eine Verbesserung von gesundheitsbezogenen Zielgrößen (größtenteils Risikofaktoren) durch den Zugang zu elektronischen Patientenakten. Allerdings ist die Anzahl der identifizierten Studien klein, die Interventionen und Studienpopulationen in den Studien sind unterschiedlich, die Nutzung der Portale war teils gering und einige Studien sind bereits älteren Datums.
Interessenkonflikte: Die Autorinnen und Autoren erklären, dass kein Interessenskonflikt besteht. Teilfinanzierung durch den Tiroler Wissenschaftsfond (TWF), Österreich.
Literatur
- 1.
- Scholl I, Zill JM, Härter M, Dirmaier J. An integrative model of patient-centeredness – a systematic review and concept analysis. PLoS One. 2014 Sep 17;9(9):e107828. DOI: 10.1371/journal.pone.0107828
- 2.
- Moen A, Hackl WO, Hofdijk J, Van Gemert-Pijnen L, Ammenwerth E, Nykänen P, Hoerbst A. eHealth in Europe – Status and Challenges. Yearb Med Inform. 2013;8:59-63.
- 3.
- Ammenwerth E, Lannig S, Hörbst A, Muller G, Schnell-Inderst P. Adult patient access to electronic health records. Cochrane Database Syst Rev. 2017;(6):CD012707. DOI: 10.1002/14651858.CD012707