gms | German Medical Science

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Perkutaner Aortenklappenersatz: Aussagekraft und Übertragbarkeit gesundheitsökonomischer Evaluationen

Meeting Abstract

Search Medline for

  • author presenting/speaker Sarah Wolf - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment (LBI-HTA)
  • Stefan Fischer - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment (LBI-HTA)

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmP6-8

doi: 10.3205/18ebm123, urn:nbn:de:0183-18ebm1230

Published: March 6, 2018

© 2018 Wolf et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: PatientInnen mit schwerer, symptomatischer Aortenklappenstenose standen bisher zwei Therapieoption zur Auswahl: Eine medikamentöse Therapie – gegebenenfalls in Kombination mit einer Ballonvalvuloplastie (Standardtherapie) - oder der chirurgische Aortenklappenersatz mit Operation am offenen Herzen. Letztere Option ist jedoch gerade bei älteren PatientInnen oftmals zu belastend. Seit einigen Jahren stellt der mit hohen Kosten einhergehende perkutane Aortenklappenersatz (TAVI) eine schonendere Alternative für die PatientInnen dar.

Die systematische Übersichtsarbeit untersuchte gesundheitsökonomische Studien zur Kosteneffektivität von TAVI für inoperable PatientInnen bzw. operable PatientInnen mit hohem oder mittlerem Operationsrisiko.

Methode: Eine systematische Literatursuche in fünf Datenbanken (EconLit, Cochrane, NHS Economic Evaluation, Embase und Medline) wurde durchgeführt. Alle gesundheitsökonomischen Analysen, publiziert zwischen 2007 und 2017, in englischer und deutscher Sprache wurden berücksichtigt. Die Relevanz und Qualität der Studien wurden mit Hilfe der ISPOR-Checkliste „Assessing the Evidence for Health Care Decision Makers“ bewertet. Zur besseren Vergleichbarkeit der Kosten wurde eine Inflations- und Preisanpassung internationaler Kostendaten auf österreichisches Niveau (Jahr 2016) durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 15 Studien identifiziert, wovon nur acht Studien mit ausreichender Relevanz und Qualität bewertet wurden. Zwei der acht Studien berücksichtigten mehrere Vergleichsinterventionen. Die Studienergebnisse zeigten TAVI im Vergleich zu medikamentöser Therapie bei inoperablen PatientInnen kosteneffektiv (1 Studie), während TAVI im Vergleich mit der Standardtherapie bei inoperablen PatientInnen nicht kosteneffektiv war (5 Studien) und TAVI im Vergleich zum chirurgischen Aortenklappenersatz bei operablen HochrisikopatientInnen kontroversielle Ergebnisse erbrachte (4 Studien). Sensitivitätsanalysen zeigten, dass insbesondere die Einrechnung von Folgebehandlungen von schwerwiegenden Komplikationen wie Schlaganfall oder die Produkt- und Verfahrenskosten diese Ergebnisse beeinflussen können.

Schlussfolgerung: Die Übertragbarkeit von Kosteneffektivitätsergebnisse auf Österreich ist nur mit großer Vorsicht zu empfehlen: zum einen zeigten sich nur 8/15 Evaluationen als ausreichend reliabel, die Ergebnisse sind wenig robust, da von Einbezug/Ausschluss von Kostenblöcken stark abhängig (beeinflussbar) und zum letzten weil in Österreich keine Grenzwerte verwendet werden. Die sorgfältige Selektion von PatientInnen anhand von klinischen Parametern, wie derzeit in Österreich praktiziert, kann als good-practice gelten.