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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Prognostische Güte der Prädiktionsskala Depression nach Schlaganfall (DePreS): Lessons Learned anhand der binationalen Studie ValiDePreS

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Julian Hirt - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, Fachbereich Gesundheit, FHS St.Gallen
  • Lianne Meijeren - University Medical Center Utrecht, Julius Center for Health Sciences and Primary Care, Nursing Science, University Medical Center Utrecht
  • Gabriele Meyer - Universität Halle
  • Susanne Saal - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • Janneke M. de Man-van Ginkel - University Medical Center Utrecht, Julius Center for Health Sciences and Primary Care, Nursing Science, University Medical Center Utrecht

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-05-3

doi: 10.3205/18ebm029, urn:nbn:de:0183-18ebm0293

Published: March 6, 2018

© 2018 Hirt et al.
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Text

Hintergrund: Die Post-Stroke Depression (PSD) ist weit verbreitet. In den Niederlanden (NL) wurde die Prädiktionsskala Depression nach Schlaganfall (DePreS) entwickelt, um bereits in der ersten Woche nach Schlaganfall das Risiko für eine PSD vorherzusagen. Die DePreS weist adäquate Werte zur Risikoerkennung einer PSD auf. Sie wurde nach den ISPOR-Kriterien ins Deutsche übersetzt (DePreS-G). Das Ziel dieser Studie ist die klinische Validierung der DePreS und der DePreS-G.

Methoden: In drei Stroke-Units in den NL und Deutschland (DE) wurden Personen in der ersten Woche nach Schlaganfall ohne schwerwiegende kognitive und sprachliche Einschränkungen in die Studie eingeschlossen. Ein Indextest wurde durchgeführt (DePreS/DePreS-G). Von der Studie ausgeschlossen waren Personen, die als zu krank für die Studienteilnahme eingeschätzt werden. Nach sechs Wochen wurden die Teilnehmenden mit Hilfe eines strukturierten diagnostischen Interviews (CIDI) zum Vorliegen einer Depression (Referenztest) durch den Forschenden befragt, der gegenüber dem Indextests verblindet war.

Ergebnisse: Insgesamt 93 Schlaganfallbetroffene wurden in die Studie eingeschlossen und ausgewertet und dadurch die notwendige Fallzahl zur klinischen Validierung erreicht. Abweichungen im Studienvorgehen ergaben sich zwischen den Studienzentren nur bei der Rekrutierung, die in Zusammenarbeit mit dem pflegerischen oder ärztlichem Personal erfolgte. Die Verblindung konnte in NL und DE aufrechterhalten werden. Bei einem Schwellenwert ≥3 zeigt das Instrument einen adäquaten negativen prädiktiven Wert (0.87) bei gleichzeitig hoher Spezifität (0.95) und Genauigkeit (0.82). Es zeigten sich Unterschiede zwischen den Kohorten aus NL und DE. Die Teilnehmenden in DE wiesen im Mittel einen um zwei Punkwerte höheren Barthel-Index (20 Punkte) auf. In DE wurden im Vergleich zu NL mehr als doppelt so viele Personen ausgeschlossen, weil sie zu krank für die Studienteilnahme waren.

Schlussfolgerungen: Die DePreS und DePreS-G sind geeignet, zu einem großen prozentualen Anteil Schlaganfallbetroffene zu identifizieren, die kein Risiko für eine PSD haben. Bei der Planung der Studie ließ der Vergleich nationaler Daten von NL und DE nicht auf Unterschiede in der Patientenpopulation schließen. Die Differenzen im Schweregrad der Betroffenheit in NL und DE ergaben sich vorwiegend aus den unterschiedlichen Rekrutierungsverfahren. Diese Einflussfaktoren sollten bei der Planung von Studien mit unterschiedlichen Standorten berücksichtigt werden.