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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Versorgungsoptionen bei Frühem Schwangerschaftsverlust: Nutzerinnenentscheidung abhängig von der subjektiv wahrgenommenen psychischen Belastung

Meeting Abstract

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  • Mirjam Peters - Hochschule für Gesundheit, Bochum
  • author presenting/speaker Charalabos-Markos Dintsios - Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, UKD, Heinrich Heine Universität Düsseldorf

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-05-2

doi: 10.3205/18ebm028, urn:nbn:de:0183-18ebm0282

Published: March 6, 2018

© 2018 Peters et al.
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Hintergrund/Fragestellung: International können Schwangere mit einem Frühen Schwangerschaftsverlust (FSV, auch Fehlgeburt genannt) zwischen einem abwartendem, einem medikamentösen oder einem operativen Vorgehen wählen. In Deutschland wird zur Versorgung des FSV vermutlich überwiegend ausschließlich eine operative Versorgung angeboten. Doch welche Bedeutung hat die Wahlmöglichkeit für Frauen mit FSV und welche Kriterien sind für Frauen bei einer Versorgungsentscheidung bedeutsam, um eine informierte Entscheidung treffen zu können? Welche Präferenzen haben Frauen bei der Versorgung von FSVen in Deutschland und welche Leistungsaspekte der Versorgungsoptionen sind für die Frauen relevant?

Methoden: (1) Zunächst wurde eine Metaanalyse zum Nutzen und Schaden der drei Versorgungsoptionen durchgeführt. (2) Anhand einer systematischen Literaturrecherche zu quantitativen und qualitativen Präferenzerhebungen bei FSVen wurden möglicherweise relevante Leistungskriterien extrahiert. (3) Diese wurden anhand eines Fokusgruppeninterviews in ihrer Übertragbarkeit auf Deutschland getestet. (4) Unter Anwendung des Analytic Hierarchy Process (AHP) wurde in telefonischen Interviews (n=37) eine Gewichtung der zuvor extrahierten Leistungskriterien der drei Versorgungsoptionen vorgenommen. Der AHP ist neben der Conjoint Analyse (CA) eines von zwei Multi Criteria Decision Analysis Verfahren (MCDA), welche das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) zur Messung von Patientenpräferenzen erprobt hat. Er kommt auch bei kleinen Stichproben bereits zu stabilen Ergebnissen.

Ergebnisse: Laut der Metaanalyse ist aus biomedizinischer Sicht keiner der drei Versorgungsoptionen ein Vorzug zu geben. Es konnten zwölf relevante Kriterien zur Entscheidungsfindung für eine Versorgungsoption aus Sicht der Frauen ermittelt und gewichtet werden. Das Gütekriterium des Consistency Ratio (CR) zeigte akzeptable Ergebnisse. Die Subgruppenanalyse zeigte größere Differenzen in den Präferenzen analysiert in Hinblick auf die angegebene Wunschoption der Frauen, als in Hinblick auf ihre Versorgungserfahrungen. Die quantitative Auswertung wurde in ihrer Interpretation durch eine qualitative Erhebung unterstützt.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sprechen für Verbesserungspotentiale in der Versorgung von Frauen mit FSV, wie die Bereitstellung aller drei Versorgungsoptionen und evidenzbasierte Informationen, sowie die Formulierung einer entsprechenden Leitlinie.