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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Fokusgruppen als Instrument der Patientenbeteiligung in frühen Entwicklungsphasen von Qualitätsindikatoren

Meeting Abstract

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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-04-1

doi: 10.3205/18ebm021, urn:nbn:de:0183-18ebm0212

Published: March 6, 2018

© 2018 Messer et al.
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Hintergrund: Die Patientenrelevanz gilt als ein wesentliches Kriterium zur Definition von Qualitätsindikatoren (QI). Um diese zu erhöhen, können Patienten mittels Fokusgruppen bereits in frühen Entwicklungsphasen der QI einbezogen werden. Bislang finden sich jedoch kaum methodische Auseinandersetzungen mit Fokusgruppen in diesem spezifischen Kontext. Der Beitrag geht den Fragen nach, mit welchen spezifischen Zielen Fokusgruppen hier eingesetzt und wie Teilnehmer ausgewählt werden können, sowie welche Vor- und Nachteile zu erwarten sind.

Methoden: Anhand einer konzeptionellen Analyse werden die Bedeutung und methodischen Herausforderungen von Fokusgruppen in der Erarbeitung von QI dargestellt. Als empirisches Beispiel werden hierfür fünf Fokusgruppen, die im Rahmen der QI-Entwicklung der Patientenbefragung PCI durchgeführt wurden, herangezogen.

Ergebnisse: Fokusgruppen mit Patienten scheinen für drei übergeordnete Zielsetzungen besonders bedeutsam: Bei der (1) Ausarbeitung von gesundheitssystemspezifischen, qualitätsrelevanten Aspekten durch inhaltliche Vertiefung bereits bekannter, sowie Identifizierung neuer Themen, die aus Patientenperspektive relevant sind. Hierzu gehört auch die Frage, in welchen Versorgungsphasen bestimmte Themen für Betroffene bedeutsam sind. Hinzu kommen die Generierung von Hinweisen zur (2) zielgruppenspezifischen Ausrichtung des Qualitätssicherungsinstruments sowie (3) zu patientenverständlichen Formulierungen. Bereits bei der Planung sollten der angestrebte Generalisierungsanspruch und die mögliche Gruppendynamik Berücksichtigung finden. Von großer Bedeutung ist dabei auch der Erfahrungshintergrund der Teilnehmer. Der Einbezug betroffener Patienten erscheint vorteilhaft. Dies erfordert jedoch eine leitfadengestützte Gesprächsführung, orientiert am Versorgungsprozess, wie Patienten ihn erleben. Durch den Gruppenprozess lassen sich dabei „Einzelerfahrungen“ einfacher von eher regelhaft qualitätsrelevanten Erfahrungen abgrenzen. Die Einordnung der Themen in den spezifischen Kontext der QI-Entwicklung wird dann erst im Rahmen der Auswertung vollzogen. Besondere Herausforderungen liegen u.a. im Aufwand der Teilnehmerrekrutierung.

Schlussfolgerungen: Fokusgruppen können tiefgehende Hinweise zur Patientenperspektive für die Entwicklung von QI liefern, die in dieser Form oft nicht aus anderen Evidenzquellen generiert werden können. Daher erscheint der Einsatz auch bereits in frühen Phasen der QI-Entwicklung hilfreich.