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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Decision Coaching durch spezialisierte Pflegefachkräfte für Frauen mit duktalem Carcinoma in situ: eine cluster-randomisiert kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Birte Berger-Höger - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • Katrin Liethmann - Universität Hamburg
  • Ingrid Mühlhauser - Universität Hamburg
  • author Anke Steckelberg - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Gesundheitswissenschaften, MIN-Fakultät, Universität Hamburg

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-01-2

doi: 10.3205/18ebm004, urn:nbn:de:0183-18ebm0049

Published: March 6, 2018

© 2018 Berger-Höger et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Zur Implementierung der informierten gemeinsamen Entscheidungsfindung (ISDM) in Brustzentren wurde eine komplexe Intervention entwickelt. Nach der Diagnosemitteilung erhalten Frauen mit duktalem Carcinoma in situ (DCIS) eine evidenzbasierte Entscheidungshilfe und ein Decision Coaching durch spezialisierte Pflegende in Vorbereitung auf ein Arztgespräch [1]. Es wurde evaluiert, inwieweit die Intervention die Einbeziehung der Patientinnen in den Entscheidungsprozess verbessert.

Methoden: Die Intervention (IG) wurde in einer teil-verblindeten cluster-randomisiert-kontrollierten Überlegenheitsstudie mit 16 Brustzentren mit der Standardversorgung (KG) verglichen [2]. Einschlusskriterium für Patientinnen: histologisch gesichertes, primäres DCIS; primärer Endpunkt: Ausmaß der Beteiligung der Patientin an der Entscheidungsfindung gebildet über den Mittelwert von 11 ISDM-Indikatoren (MAPPIN´ODYAD; 5 Punkt-Likert-Skala; 0=Kompetenz nicht beobachtet – 4=exzellente Ausführung; Analyse der Video aufgezeichneten Gespräche durch 2 Rater); sekundäre Endpunkte: u.a. Informierte Entscheidung und Gesprächsdauer. Registrierung ISRCTN46305518.

Ergebnisse: 14 Zentren haben 67 Patientinnen (statt geplanter 192) rekrutiert (IG:37; KG:30). Ausgewertet nach modifiziertem Intention-to-treat: IG:36; KG:28. Das Ausmaß der Patienteneinbeziehung in die Entscheidungsfindung war in der IG signifikant höher (MAPPIN-O‘DYAD (SD) IG: 2,29 (0,56) vs. KG: 0,42 (0,51); cluster-adjustierte Differenz:1,88 (95% CI 1,26–2,50; p<0,0001). Frauen in der IG trafen häufiger informierte Entscheidungen (47,7% (38) vs. 0%; Differenz 47,7% (0,13-0,83; p=0,016).

Die mittlere Gesamtdauer des Decision Coachings betrug 47,5 (9,6) Min. und der Arztgespräche IG:12,8 (6,6) vs. KG:24,3 (6,3) Min.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass in der Standardversorgung kein ISDM stattfindet und Decision Coaching die Einbeziehung der Patientinnen in den Entscheidungsprozess verbessert. Aufgrund der unzureichenden Rekrutierung musste die Studie vorzeitig beendet werden.


Literatur

1.
Berger-Höger B, et al. Implementation of shared decision-making in oncology: development and pilot study of a nurse-led decision-coaching programme for women with ductal carcinoma in situ. BMC Med Inform Decis Mak. 2017;17:160.
2.
Berger-Höger B, et al. Informed shared decision-making supported by decision coaches for women with ductal carcinoma in situ: study protocol for a cluster randomized controlled trial. Trials. 2015;16:452.