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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Evidenzbasierte hausärztliche Kurzleitlinien als App [Eh kla!] – Wie nutzen ÄrztInnen und PatientInnen eine Kurzleitlinien-App und welche Auswirkungen hat dies auf Behandlung und Zufriedenheit?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Andreas Sönnichsen - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Eva Daub - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Ivo van Delden - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Stefanie Löffler - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Benjamin Schröder - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Dara Murat Koper - Institut für Wissensmanagement in der Medizin, Salzburg, Österreich
  • author Giuliano Piccoliori - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmPP1d

doi: 10.3205/17ebm121, urn:nbn:de:0183-17ebm1216

Published: February 23, 2017

© 2017 Sönnichsen et al.
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Hintergrund: Medizinische Leitlinien sind in großer Zahl verfügbar und werden von Hausärzten als wichtige Informationsquelle geschätzt. Die Implementierung evidenzbasierter Versorgung stockt jedoch. Der wichtigste Grund ist, dass Ärzte nicht die Zeit haben, während ihrer Sprechstunde Leitlinien zu suchen und zu lesen. Bisher verfügbare Tools wie UpToDate, EbM-Guidelines, Dynamed, Clinical Evidence u.a. sind ebenfalls wenig praxistauglich, da ihr Studium für die unmittelbare Patientenversorgung zu zeitraubend und umständlich ist. Besonders im hausärztlichen Bereich benötigt der Arzt schnell verfügbare Kurzinformationen, die während der Kontaktzeit mit dem Patienten abgerufen werden können. Wir initiieren daher das App-Projekt „Eh kla!“, um Hausärzte und Patienten mit kompakten, evidenzbasierten Point-of-Care-Informationen zu versorgen, und evaluieren die Anwendung der App in einem Mixed-Methods-Ansatz.

Zielsetzung: Das Projekt „Eh kla!“ sucht neue Wege zur Implementierung evidenzbasierter Medizin in der Praxis. Es werden zwei Wege verfolgt, um dieses Ziel zu erreichen. Zum einen wird dem behandelnden Arzt durch eine einfach zu bedienende App ermöglicht, sich innerhalb von wenigen Sekunden über die evidenzbasierte Behandlung eines spezifischen Patienten zu orientieren. Zum anderen wird durch eine parallele Patienteninformation erreicht, dass Arzt und Patient sich gemeinsam informieren und sodann über die gewonnenen Erkenntnisse kommunizieren und so zu einer für den individuellen Patienten optimalen Entscheidung im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung kommen können.

Methodik: Zunächst werden zu den 100 häufigsten Beratungsanlässen in der hausärztlichen Praxis nach der Statistik der KV-Nordrhein Kurzleitlinien auf der Basis vorhandener Literatur (DEGAM-/AWMF-Leitlinien, Dynamed plus, EbM-Guidelines, Cochrane-Reviews u.a.) erstellt und als App programmiert. Parallel werden zu jeder Kurzleitlinie entsprechende Patienteninformationen erstellt und in die App integriert. Nach Fertigstellung der App wird diese 60 Hausärzten in Deutschland, Österreich und Südtirol/Italien kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Ärzte werden aufgefordert, 10 Patienten zu rekrutieren, welche die App ebenfalls kostenlos erhalten, und die App bei diesen Patienten einzusetzen. Durch Fokusgruppen, Interviews und Fragebögen (60 Ärzte, 600 Patienten) erfolgt eine qualitative und quantitative Analyse der Praxistauglichkeit und der Auswirkungen der App auf Versorgung und Zufriedenheit.