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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

„Further studies are needed ...“ - Über stereotype Schlussfolgerungen in einer führenden zahnmedizinischen Fachzeitschrift

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Jens C. Türp - Universitäres Zentrum für Zahnmedizin, Basel, Schweiz

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP6e

doi: 10.3205/17ebm091, urn:nbn:de:0183-17ebm0917

Published: February 23, 2017

© 2017 Türp.
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Ziele: Die Arbeit konzentrierte sich auf Formulierungsgepflogenheiten von Autoren im Journal of Dental Research (derzeit mit einem Impact-Faktor [IF] von 4,602 auf Platz 2 in der Rangliste der 89 zahnmedizinischen Zeitschriften mit IF). Zwei Fragen sollten beantwortet werden:

  • Wie häufig kommen in den publizierten Fachartikeln Sätze vor, in denen Autoren auf weiteren Forschungsbedarf hinweisen?
  • Welche satzstrukturellen und wortbezogenen Variationen treten in den analysierten Sätzen am häufigsten auf?

Methodik:

1.
In sämtlichen in den Jahren 2013 bis 2015 erschienenen Originalartikeln (OA) wurde nach sprachlichen Formulierungen gesucht, in denen die Autoren am Ende ihres Beitrags auf die Notwendigkeit weiteren Forschungsbedarfs hinweisen.
2.
Die im Jahre 2013 gefundenen Formulierungen wurden tabellarisch erfasst und anhand ihrer verwendeten Satzstrukturen und Wortarten – Nomen, Verben, Adverbien, Adjektiven und Pronomen – analysiert.

Ergebnis:

1.
Zwischen 2013 und 2015 wurden in der Zeitschrift 612 OA veröffentlicht. Von diesen enthielten 334 (54,6%) eine Formulierung, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien. Von 2013 bis 2015 stieg die durchschnittliche Zahl der diesbezüglich relevanten Beiträge von 50% über 56% auf 57 %.
2.
Im Jahre 2013 wurden in 84 OAs 107 Aussagen über Forschungsbedarf getätigt. In 45 dieser Sätze ergab sich ein typisches Muster, das folgenden Beispielen folgt:
„Clinical studies will be required to validate ...“
Future studies need to be performed to investigate ...”
Prospective studies are needed to confirm …”
Wenn man aus allen Formulierungen nur die am häufigsten verwendeten Wörter berücksichtigte, ergäbe sich folgender konstruierter Satz:
Further studies are needed to examine/confirm (...)“.

Schlussfolgerung: Mit der in vielen wissenschaftlichen Artikeln anzutreffenden Gepflogenheit, auf weiteren Forschungsbedarf hinzuweisen, wird offensichtlich das Ziel verfolgt, die eigenen Ergebnisse gegenüber der Leserschaft „abzusichern“. Gleichwohl kann die beinahe floskelhafte und stereotype Verwendung solcher Hinweise auch als eine Form von Unsicherheit gegenüber der Validität der eigenen Forschungsergebnisse interpretiert werden. Angesichts der axiomatischen Tatsache, dass es sich bei der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung um einen stets fortschreitenden Prozess handelt, sind „Schutzsätze“ der oben beschrieben Art jedoch trivial und damit wertlos und entbehrlich.