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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Wurzelkanalbehandlung mittels reziproken Einfeilen- versus rotierenden Mehrfeilen-Systemen: Eine Kosten-Kosten-Analyse

Meeting Abstract

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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP6a

doi: 10.3205/17ebm087, urn:nbn:de:0183-17ebm0874

Published: February 23, 2017

© 2017 Schwendicke et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Im Vergleich mit der konventionellen, rotierenden Mehrfeilen-Wurzelkanalbehandlung könnte eine reziproke Einfeilen-Wurzelkanalbehandlung kostengünstiger sein, aber auch zu mehr Komplikationen und Nachbehandlungen führen. Da zurzeit keine vergleichenden Wirksamkeitsstudien zur Verfügung stehen, sollte alternativ abgeschätzt werden, wieviel wahrscheinlicher Komplikationen und Nachbehandlungen sein müssen, um initiale Kosteneinsparungen mit reziproken Systemen auszugleichen, Zusätzlich zu einer solchen Kosten-Kosten-Analyse haben wir die Kostenwirksamkeit unter Einsatz von klinisch verfügbaren Surrogatparametern (Schmerz, Residualbakterienzahl) evaluiert.

Material/Methoden: Wir führten eine modellbasierte Analyse unter den Gegebenheiten des deutschen Gesundheitssystems durch. Wirksamkeitsdaten wurden, so vorhanden, aus klinischen Studien aggregiert. Behandlungskosten wurden basierend auf deutschen Gebührenkatalogen aus der Zahler-Perspektive geschätzt. Feilenkosten wurden anhand von Marktpreisen bestimmt. Wir simulierten die Behandlung eines Molaren mit drei Wurzelkanälen mit einer vitalen oder nicht-vitalen Pulpa (mit oder ohne apikalen Läsionen) sowie eines Molaren, der eine nichtchirurgische Sekundärbehandlung erfährt. Die Simulation erfolgte über die Lebenszeit eines initial 20-jährigen Patienten. Mittels Mikrosimulationsanalysen wurde bestimmt, um wieviel das Risiko von Komplikationen und Nachbehandlungen erhöht sein muss, damit initiale Kosteneinsparungen in der reziproken Gruppe ausgeglichen werden. Weiterhin wurde die Kostenwirksamkeit beider Therapien bestimmt.

Ergebnisse: Die mittlere Kosteneinsparung in der reziproken im Vergleich mit der rotierenden Gruppe war 30,82Euro/Molar. Um diese Kosteneinsparung auszugleichen, müsste die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen in Molaren mit vitaler Pulpa um 1,34-fach, mit nicht-vitaler Pulpa um 1,24 bis 1,27-fach und in Molaren, die sekundär behandelt werden, um 2,40-fach erhöht sein. Unter Heranziehung von Surrogatparametern wäre eine rotierende Behandlung nur für Zahler mit einer zusätzlichen Zahlungsbereitschaft kostenwirksam.

Schlussfolgerung: Unter den Annahmen der Studie wäre ein reziproke Einfeilen-Behandlung kostengünstiger als eine rotierende Mehrfeilen-Behandlung. Letztere müsste deutlich wirksamer sein, um diesen initialen Kostenunterschiede auszugleichen. Zur Abschätzung dieser Wirksamkeitsunterschiede sind klinische Studien nötig.