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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Die Sigmoidoskopie zur Darmkrebsfrüherkennung aus Sicht der Ärzte

Meeting Abstract

  • Iraima Luz Cespedes Arias - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Ulla Walter - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Maren Dreier - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP7h

doi: 10.3205/17ebm080, urn:nbn:de:0183-17ebm0804

Published: February 23, 2017

© 2017 Cespedes Arias et al.
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Text

Hintergrund und Fragestellung: Zur Früherkennung von Darmkrebs können gesetzlich Versicherte in Deutschland den Stuhltest oder die Koloskopie wählen. Für die derzeit nicht angebotene Sigmoidoskopie (partielle Darmspiegelung) liegt - im Gegensatz zur Koloskopie - bereits aus mehreren randomisiert kontrollierten Studien Evidenz für ihre Wirksamkeit vor [1], [2]. Ziel ist es, die Sicht niedergelassener Gastroenterologen und Internisten zur Screening-Sigmoidoskopie zu erheben.

Methoden: Ende 2015 wurden alle über die Arztsuche der jeweiligen kassenärztlichen Vereinigung identifizierten niedergelassenen Gastroenterologen und Internisten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angeschrieben, die Screening-Koloskopien durchführen. Es wurden standardisierte Telefoninterviews bestehend aus 17 Fragen mit einer Dauer von 5-10 Minuten durchgeführt.

Ergebnisse: Von 490 angeschriebenen Ärzten nahmen 87 (18%) teil. Auf die Frage „Würden Sie die Sigmoidoskopie als eine mögliche Untersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung befürworten?“ antworten nein (64%), eher nein (8%), eher ja (10%), ja (12%), unentschieden (6%). Folgende Aspekte sprachen aus Sicht der Ärzte im Vergleich zur Koloskopie „eher für“/„eher gegen“ (übrige: weder noch) die Sigmoidoskopie: Akzeptanz durch die Patienten 45%/29%, Schmerzen 24%/35%, Vorbereitung 70%/12%, Durchführung üblicherweise ohne Sedierung 49%/29%, Testgüte 2%/91%, Möglichkeit Polypen zu entfernen 2%/66%, wissenschaftliche Evidenz 6%/86%. Die Sigmoidoskopie würde befürwortet werden: bei Vorliegen von Qualitätssicherungsrichtlinien (38%), im Rahmen eines organisierten Früherkennungsprogramms (39%), als Alternative wenn die Koloskopie abgelehnt wird (75%), wenn die erste Screening-Koloskopie unauffällig war (10%), bei angemessener Vergütung (38%), gar nicht (21%).

Schlussfolgerung: Insgesamt lehnten fast zwei Drittel der teilnehmenden Ärzte die Sigmoidoskopie zur Früherkennung eindeutig ab. Während patientenseitige Aspekte eher für die Sigmoidoskopie sprachen, wurden verfahrensspezifische Unterschiede bis auf die Sedierung klar für die Koloskopie gewertet. Immerhin 75% sahen die Sigmoidoskopie als mögliche Alternative, wenn die Koloskopie abgelehnt wird, woraus eine mögliche Zielgruppe für ein zusätzliches Angebot der Sigmoidoskopie abgeleitet werden kann. Aufgrund der Response ist unklar, ob die Ergebnisse die Meinung aller niedergelassenen Ärzte, die Screening-Koloskopien durchführen, wiedergibt.


Literatur

1.
Elmunzer BJ, Hayward RA, Schoenfeld PS, Saini SD, Deshpande A, Waljee AK. Effect of Flexible Sigmoidoscopy-Based Screening on Incidence and Mortality of Colorectal Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. PLoS ONE. 2012;9(12):e1001352.
2.
Brenner H, Stock C, Hoffmeister M. Effect of screening sigmoidoscopy and screening colonoscopy on colorectal cancer incidence and mortality: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials and observational studies. BMJ. 2014;348:g2467.