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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Der Stellenwert der laborgestützten Diagnosestellung in der vertragsärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Stefanie Bug-Tönnies - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kompetenzzentrum Labor, Berlin, Deutschland
  • author Michael Erhart - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Berlin, Deutschland
  • author Robby Markwart - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kompetenzzentrum Labor, Berlin, Deutschland
  • author Monika Luchtenberg - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kompetenzzentrum Labor, Berlin, Deutschland
  • author Roman Schiffner - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kompetenzzentrum Labor, Berlin, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP7c

doi: 10.3205/17ebm075, urn:nbn:de:0183-17ebm0750

Published: February 23, 2017

© 2017 Bug-Tönnies et al.
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Text

Hintergrund: Laboruntersuchungen stellen einen zentralen Bestandteil der Patientenversorgung dar, dennoch fehlt nach unserer Kenntnis eine valide Statusbestimmung der im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung verfügbaren Labordiagnostik. Unser Ansatz untersucht, inwiefern deren Status durch eine Analyse abrechnungsbasierter Daten adressiert werden kann.

Fragestellung: Gibt es eine statistisch bedeutsame Korrelation von Diagnosebezug und durchgeführten Laboruntersuchungen, die eine Abschätzung des Stellenwertes der laborgestützten Diagnosestellung erlaubt?

Material/ Methoden: Die Datengrundlage bildeten die vertragsärztlichen ambulanten Abrechnungsdaten aller GKV-Versicherten, die im Jahr 2014 mindestens einen über das KV-System abrechnenden Arzt/Therapeuten in Anspruch genommen haben (N=70,4 Mio. Patientenentitäten, gebildet aus pseudonymisierter Versichertennummer + Krankenversicherungskarten-Institutionskennzeichen + Geburtsdatum). Für den Anwendungsbereich der Primärdiagnostik wurde die Assoziation labormedizinischer Leistungen und neu gestellter Diagnosen regressionsanalytisch untersucht. Erstere wurden festgelegt als Laboruntersuchungen gemäß den Kapiteln 32.2- 32.3.14 EBM. Neue Diagnosen wurden definiert als vierstellige ICD-10-GM unter der Prämisse eines dreijährigen Vorbeobachtungszeitraums, in dem der Kode nicht auftrat.

Ergebnisse: Vorläufige Auswertungen zeigten, dass im Jahr 2014 für 63,2 Mio. Patientenentitäten in 271 Mio. Behandlungsfällen 400 Mio. Diagnosen neu gestellt wurden. Gleichzeitig wurden bei insgesamt 45,8 Mio. Patientenentitäten in 165,6 Mio. Behandlungsfällen labormedizinische Leistungen erbracht. Dies entsprach einem Anteil von 61 % an der Gesamtheit der Behandlungsfälle in 2014, bzw. 72 % aller Patientenentitäten mit neuer Diagnose. Die Durchführung labormedizinischer Leistungen war über alle Patienten mit einer 2,6fach höheren Chance (OR) für eine oder mehrere neue Diagnosen assoziiert.

Schlussfolgerung: Unser Ansatz erlaubt unter Berücksichtigung konkret beschreibbarer Bedingungen eine valide Abschätzung des bedeutenden Stellenwertes der Laboruntersuchungen für die Primärdiagnostik: knapp 2/3 aller neuen Diagnosestellungen sind mit labormedizinischen Leistungen assoziiert. Zudem ermöglicht das Konzept grundsätzlich auch weitere Spezifikationen, wie eine Analyse mit Bezug zu einzelnen oder mehreren Gebührenordnungspositionen, bzw. deren zeitliche oder mengenmäßige Entwicklung.