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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Reicht die Angabe von Konfidenzintervallen aus? Der zusätzliche Aussagegehalt von Prädiktionsintervallen anhand von Metaanalysen zu Methylnaltrexon

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Waldemar Siemens - Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • author Guido Schwarzer - Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • author Gerhild Becker - Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmV43

doi: 10.3205/17ebm046, urn:nbn:de:0183-17ebm0465

Published: February 23, 2017

© 2017 Siemens et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Während das 95% Konfidenzintervall (KI) dazu dient, die Präzision eines geschätzten Effektes darzustellen, erlaubt das 95 Prädiktionsintervall (PI) in Metaanalysen mit zufälligen Effekten Aussagen zur Heterogenität zwischen Studien. Zudem gibt das 95% PI an, in welchem Bereich der wahre Effekt einer neuen Studie mit ähnlichen Eigenschaften vermutet werden kann. Aus klinischer Sicht ist die Interpretation des 95% PIs intuitiver als I^2 oder tau^2.

Diese Arbeit untersucht anhand von Metaanalysen zu Methylnaltrexon (MNTX) gegen die opiat-induzierte Obstipation (engl.: OIC), welche Implikationen basierend auf der zusätzlichen Angabe von 95% PIs entstehen.

Methoden: Eine 2016 publizierte Metaanalyse dient als Grundlage dieser Arbeit. Es wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit erwachsenen OIC-Patienten eingeschlossen, welche den Effekt von MNTX untersuchten. Die Identifikation relevanter RCTs basierte auf einem systematischen Review von 2014. Für die Metaanalyse von 2016 wurde die Suche bis zum Dezember 2015 aktualisiert.

Die hier präsentierten Metaanalysen (zufällige Effekte) und die 95% PIs wurden in R mit Hilfe des R-Paketes „meta“ berechnet.

Ergebnisse: Es wurden sieben RCTs (n = 1860) eingeschlossen. Die Daten erlaubten die Berechnung von vier Metaanalysen (MNTX versus Placebo). MNTX führte zu mehr Stuhlgang innerhalb von 4 Stunden (Relatives Risiko [RR]: 3,71; 95% KI: 2,86 bis 4,82; 5 RCTs; 938 Patienten; 95% PI: 2,43 bis 5,67; I^2 = 0; tau^2 = 0) jedoch auch zu mehr Abdominalschmerz (RR: 2,32; 95% KI: 1,33 bis 4,05; 6 RCTs; 1412 Patienten; 95% PI: 0,46 bis 11,59; I^2 = 60,2%; tau^2 = 0,26). Für die unerwünschten Ereignisse Übelkeit (RR: 1,23; 95% KI: 0,84 bis 1,80; 6 RCTs; 1412 Patienten; 95% PI: 0,60 bis 2,50; I^2 = 11,5%; tau^2 = 0,03) und Durchfall (RR: 1,47; 95% KI: 0,75 bis 2,84; 5 RCTs; 1258 Patienten; 95% PI: 0,21 bis 9,76; I^2 = 44,9%; tau^2 = 0,24) wurden keine signifikanten Unterschiede beobachtet.

Schlussfolgerung: Das 95% PI für die Outcomes Stuhlgang innerhalb von 4 Stunden und Übelkeit weicht nur leicht vom 95% KI ab (hohe Homogenität), während diese Abweichung für Durchfall wesentlich ist und für das 95% PI bei Abdominalschmerz sogar einen gegenteiligen Effekt mit einschließt.

Die Angabe von 95% PIs hilft die Heterogenität zwischen Studien besser einzuschätzen und kann mitunter einen gegenteiligen, klinisch relevanten Effekt einschließen, der nicht durch die alleinige Angabe von 95% KIs erfasst werden kann.


Literatur

1.
IntHout J, Ioannidis JP, Rovers MM, Goeman JJ. Plea for routinely presenting prediction intervals in meta-analysis. BMJ Open. 2016 Jul 12;6(7):e010247.