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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Nicht-pharmakologische Maßnahmen zur Vermeidung von Schlafstörungen bei Menschen mit Demenz: ein Cochrane Review

Meeting Abstract

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP1f

doi: 10.3205/17ebm041, urn:nbn:de:0183-17ebm0415

Published: February 23, 2017

© 2017 Wilfling et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Menschen mit Demenz (MmD) leiden häufig an Schlafstörungen, die zu weiteren kognitiven und nicht-kognitiven Problemen bei Betroffenen und zu Belastungen bei Pflegenden bzw. Angehörigen führen können. Ein Cochrane Review zeigte kürzlich, dass medikamentöse Behandlungen derzeit nicht empfohlen werden können. Ziel dieser Studie war die Erstellung eines Cochrane-Reviews zur Wirksamkeit von nicht-medikamentösen Interventionen zur Vermeidung von Schlafstörungen bei MmD. Derzeit werden verschiedene Interventionen wie z.B. Lichttherapie oder körperliche Aktivität in Leitlinien empfohlen.

Methoden: Systematische Suche in der Meta-Datenbank ALOIS (3/2016) nach randomisiert-kontrollierten Studien mit einem schlafbezogenen primären Endpunkt (z.B. Schlafdauer und Schlafeffizienz) zu nicht-medikamentösen Interventionen zur Verbesserung von Schlaf bei MmD. Die Bewertung der Studienqualität und die Datenextraktion erfolgten nach Cochrane Methode durch zwei unabhängige Autoren. Die Datensynthese erfolgte entweder narrativ oder, bei ausreichend homogenen Ergebnissen, durch Meta-Analyse in RevMan.

Ergebnisse: Von 394 identifizierten Studien wurden 15 in das Review eingeschlossen, davon wurden 11 in Pflegeheimen durchgeführt. Sieben Studien untersuchten multi-modale Interventionen. Häufige Interventionen bzw. Komponenten waren Lichttherapie (n=8), körperliche Aktivität (n=6), Schulungen (n=3) und Schlafrestriktion (n=3). Insgesamt wurden 1085 MmD (MW=72) eingeschlossen. Die Interventionsdauer variierte zwischen 2 und 84 Tagen, die Dauer der Nachbeobachtung zwischen 2 Tagen und 6 Monaten. Für keinen der erfassten objektiven Endpunkte zu Schlafdauer und -qualität zeigten sich klinisch relevante Wirkungen der untersuchten Interventionen. Die Qualität der Evidenz war für alle Endpunkte niedrig bzw. sehr niedrig angesichts kleiner Stichproben und häufig unklarem Biasrisiko.

Schlussfolgerung: Es fehlen überzeugende Wirksamkeitsnachweise für pharmakologische und nicht-pharmakologische Interventionen zur Vermeidung von Schlafstörungen bei MmD. Aus den vorliegenden Ergebnissen können keine klaren Praxisempfehlungen abgeleitet werden. Sie sind dennoch wichtig, um z.B. auf Basis vorliegender Empfehlungen zu komplexen Interventionen, dringend nötige erfolgversprechende Interventionen zu diesem wichtigen Versorgungsproblem zu planen und zu evaluieren.