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Warum der Arzt etwas (nicht) empfiehlt – Erstellung von empfehlungsunterstützenden Patienteninformationen
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Published: | February 23, 2017 |
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Hintergrund und Fragestellung: Für Ärzte ist es oft nicht leicht, Leitlinienempfehlungen den Patienten zu vermitteln. So kann das Gespräch schwierig sein, wenn Kranke Erwartungen an Untersuchungen oder Behandlungen haben oder Maßnahmen einfordern, die im Widerspruch zur aktuellen Evidenz stehen. Zudem können Patienten oft selbst zu ihrer Genesung beitragen. Deshalb wurden im Rahmen der Aktualisierung der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Kreuzschmerz [1] Patienteninformationen erstellt, welche in spezifischen Beratungssituationen zum Einsatz kommen können. Der Beitrag stellt den Abstimmungs- und Entwicklungsprozess vor.
Material und Methoden: In einer Online-Umfrage priorisierten 36 Leitlinienautoren anhand einer 3-stufigen Skala NVL-Themen für Patienteninformationen. Sie konnten auch eigene Themenvorschläge einbringen. Danach wurden einseitige Informationsblätter verfasst, die auf Inhalten und (Negativ-)Empfehlungen der NVL beruhen. Diese wurden von den Leitlinienautoren konsentiert und im Anschluss zur öffentlichen Konsultation gestellt.
Ergebnisse: In der Umfrage stuften die Leitlinienautoren die Aspekte Bewegung, psychosoziale Risikofaktoren, Bildgebung und Multimodale Behandlungsprogramme als prioritär ein. Am relevantesten beurteilten sie den Punkt „Bewegung“: Hier gaben 86% der Experten ein „sehr wichtig“ an.
Zu den vier oben genannten Themen wurden Informationsblätter nach den Anforderungen an evidenzbasierte Patienteninformationen erstellt. Besonderen Wert wurde dabei auf eine knappe, unverzerrte und verständliche Darstellung der Empfehlungen aus der NVL sowie deren Rationale gelegt.
Alle Materialien wurden im elektronischen Umlaufverfahren im Konsens (Zustimmung von > 75%) von den Leitlinienautoren verabschiedet, ggf. nochmals überarbeitet und als integraler Bestandteil der NVL publiziert. In der Konsultationsphase der NVL gingen drei Kommentare zu den Patienteninformationen ein.
Schlussfolgerung: Patienteninformationen werden als integrativer Teil der NVL von den Leitlinienautoren akzeptiert und geschätzt. Die Materialien sollen das ärztliche Vorgehen für Patienten nachvollziehbar machen und so das Gespräch und das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient unterstützen. Empfehlungsunterstützende Patienteninformationen können vor allem bei nicht präferenzsensitiven Entscheidungssituationen hilfreich sein, z.B. wenn die NVL bei eindeutigem Schaden und fehlendem Nutzen explizit von Maßnahmen abrät (keine Bettruhe).
Literatur
- 1.
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz – Langfassung, 2. Auflage. Konsultationsfassung. 2016. Verfügbar unter: http://www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de