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Aufklärungsbögen: Umfassend? Verständlich? Transparent?
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Published: | February 23, 2017 |
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Hintergrund und Fragestellung: Der Einwilligung in einen medizinischen Eingriff hat ein Aufklärungsgespräch vorauszugehen, welches mittels standardisierter Bögen dokumentiert wird. Es gibt Hinweise, dass Inhalte nicht verstanden werden und relevante Informationen für eine informierte Entscheidung nicht enthalten sind.
Ziel: Darstellung der internationalen Evidenz sowie Analyse in Deutschland verwendeter Aufklärungsbögen hinsichtlich entscheidungsrelevanter Inhalte und verständlicher Formate.
Methoden: Ein Studienprotokoll wurde erstellt [1]. Systematische Literaturrecherchen bis 09/2016 in 6 relevanten Datenbanken nach Inhaltsanalysen von Aufklärungsbögen. Die Datensynthese erfolgte deskriptiv.
Für die Inhaltsanalyse deutscher Aufklärungsbögen wurden exemplarisch 10 diagnostische und therapeutische Verfahren unterschiedlicher Fachbereiche definiert und entsprechend 8 Verlage sowie 142 Hamburger Praxen / Kliniken angefragt. Die Analyse erfolgte anhand vorab festgelegter Kriterien; 15 Items zu Inhalten, Metainformationen und Darstellungsformen, abgeleitet aus den Kriterien für evidenzbasierte Gesundheitsinformationen [2], [3]. Die Bewertung erfolgte unabhängig durch zwei Personen.
Ergebnisse: Aus 9277 Treffern wurden 294 Volltexte gesichtet und 13 Inhaltsanalysen eingeschlossen. Stichproben, definierte Kriterien und Ergebnisse der Inhaltsanalysen sind heterogen. Ob die Aufklärungsbögen Angaben zu Nutzen, Schaden und Alternativen beinhalten, wurde in 5 Inhaltsanalysen geprüft, ob es Angaben zu Häufigkeiten gibt in 6 und ob Häufigkeiten numerisch dargestellt wurden in 2. In allen 13 Analysen wurden zum Teil gravierende inhaltliche Mängel festgestellt.
In die Analyse deutscher Aufklärungsbögen wurden 39 Bögen von 3 Verlagen und 13 Praxen eingeschlossen, mind. 2 zu jedem der 10 definierten Verfahren. Anteil der Bögen (%), die folgende Kriterien ganz oder teilweise erfüllen: Angaben zu Autoren 49%, Erstellungsdatum 54%, Informationsquellen 0%, Alternativen 69%, Option Nichtstun 10%, Nutzen 44%, Schaden 100% sowie numerische Darstellung von Häufigkeiten 26%.
Schlussfolgerung: Internationale Studien aus zwei Jahrzehnten weisen auf inhaltliche Defizite von Aufklärungsbögen hin. Unsere Analyse zeigt, dass auch die aktuellen deutschen Bögen nicht geeignet sind, eine informierte Entscheidung zu unterstützen. Eine numerische Darstellung von Schaden und Nutzen im Vergleich zu alternativen Maßnahmen fehlt und eine Beurteilung hinsichtlich Aktualität und Verlässlichkeit ist nur bedingt möglich.
Literatur
- 1.
- Lühnen J, Mühlhauser I, Steckelberg A. Aufklärungsbögen heute. Studienprotokoll. 2016 [Zugriff am 28.10.2016]. Verfügbar unter: http://www.gesundheit.uni-hamburg.de
- 2.
- Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. (DNEbM) Arbeitsgruppe Gute Praxis Gesundheitsinformation. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 2016;110-111:85-92.
- 3.
- Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation. 2016 [Zugriff am 11.10.2016]. Verfügbar unter: http://www.leitlinie-gesundheitsinformation.de/