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Ethik-Universität zur Regenerativen Medizin – ein Modell zur Förderung der „Ethics Literacy“
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Published: | February 23, 2016 |
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Hintergrund / Zielsetzung: Bürgerbeteiligung gewinnt in der Forschung zunehmend an Bedeutung. Laut Empfehlung des Nuffield Council on Bioethics (2012, [1]) sollte während der Entwicklung von „emerging biotechnologies” ein öffentlicher Diskurs initiiert werden. Voraussetzung für eine substanzielle Beteiligung der Bürger ist deren Kompetenz im Umgang mit normativ anspruchsvollen Fragen, eine Kompetenz, die hier als „Ethics Literacy“ bezeichnet wird. Ethics Literacy basiert auf der Synthese des Health Literacy-Konzeptes und der Konzeption einer „Ethikexpertise“ nach Birnbacher (2002, [2]). Sie umfasst die 3 Dimensionen: Information, Interaktion, Reflexion.
Im Rahmen einer Ethik-Universität zum Thema „Regenerative Medizin“ wird erprobt, wie sich dieses Bildungsangebot zur Wissensvermittlung und zur Anregung einer fundierten Meinungsbildung in ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen eignet. Ferner werden die zugrundeliegenden Konzepte zur Vermittlung von Wissen und Ethikkompetenzen sowie zur Diskursförderung zwischen Experten und Laien evaluiert und weiterentwickelt. Die Ethik-Universität vermittelt Ethikexpertise auf der Basis von erprobten, didaktisch-pädagogischen Anteilen der Gesundheitsbildung in der Patientenuniversität der MHH. Expertenvorträge werden kombiniert mit interaktiven Lernstationen, in moderierten Kleingruppen werden Interaktions- und Reflexionsfähigkeiten auf Basis von Fallvignetten und -szenarien geschult. Behandelte Themen sind u.a. Stammzellforschung, Gentransfer, Tiere als Quellen für regenerative Biomaterialien; Menschenbild und Umgang mit Krankheit; Rahmenbedingungen für „gute“ klinische Forschung.
Methodisches Vorgehen: In 2012/2013 wurde die Ethik-Universität in 2 Durchgängen erstmals für Schüler durchgeführt, sie wird nun – basierend auf Evaluation und Erfahrungen – für Erwachsene (> 18 Jahre) modifiziert angeboten. Für 2016 sind 2 Veranstaltungsreihen (Februar/März und Juni) mit je 4 Terminen à 3 Stunden für je 80-100 Teilnehmer vorgesehen.
Für die Evaluation erfolgen 1. formale Veranstaltungsevaluation zu Ablauf und Durchführung und 2. Evaluation mit Blick auf die Entwicklung von Ethics Literacy: diskursanalytische Auswertung von Tonbandtranskripten der Gruppendiskussionen und standardisierte Erhebung zum Wissenszuwachs und zur Meinungs- und Willensbildung.
Literatur
- 1.
- Nuffield Council on Bioethics. Emerging biotechnologies: technology, choice and the public good. London: Nuffield Council on Bioethics; 2012.
- 2.
- Birnbacher D. Wofür ist der "Ethik-Experte" Experte? In: Gesang B, Hrsg. Angewandte Ethik. Aufgaben, Methoden, Selbstverständnis. Paderborn; 2002. S. 97-114.