gms | German Medical Science

Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Informationen zu Überdiagnosen in Patienteninformationen – Herausforderungen am Beispiel Mammographie-Screening

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Dennis Fechtelpeter - IQWiG, Köln, Deutschland
  • Ralf Bender - IQWiG, Köln, Deutschland
  • Martin Wegmann - IQWiG, Köln, Deutschland
  • Beate Zschorlich - IQWiG, Köln, Deutschland
  • Klaus Koch - IQWiG, Köln, Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmA3b

doi: 10.3205/16ebm028, urn:nbn:de:0183-16ebm0285

Published: February 23, 2016

© 2016 Fechtelpeter et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: In Deutschland erhalten alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren im zweijährigen Abstand eine Einladung zum Mammographie-Screening. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G BA) beauftragt, das Einladungsschreiben zu überarbeiten und eine Entscheidungshilfe zu entwickeln, die mit der Einladung versendet wird. Die Informationen sollen eine informierte Entscheidung für oder gegen die Teilnahme unterstützen und enthalten Angaben zu den Vor- und Nachteilen des Mammographie-Screenings und. Dies beinhaltet auch Informationen zur Häufigkeit von Überdiagnosen.

Methoden: In einem ersten Schritt wurde das bestehende Merkblatt überarbeitet. Auf Basis einer systematischen Literatursuche wurden die Vor- und Nachteile des Mammographie-Screenings analysiert. Die Häufigkeit von Überdiagnosen wurde auf Basis einer Meta-Analyse geeigneter RCTs geschätzt. Die Materialien wurden in Fokusgruppen (15 Frauen) und einem Survey (1000 Frauen) getestet.

Ergebnisse: Es gibt keinen methodischen Konsens zur Quantifizierung von Überdiagnosen. Bei der Erstellung der Informationen wurden, neben den Standards zur Risikokommunikation, folgende Aspekte berücksichtigt: Festlegung einer Definition von Überdiagnose, Auswahl geeigneter Studien, Perspektive der Leserinnen, Unsicherheit der Schätzung und der Vergleich mit anderen Endpunkten.

Eine mögliche Überdiagnose-Rate von etwa 15 – 20 % der im Screening diagnostizierten Tumore wurde berechnet. In absoluten Zahlen könnte dies bedeuten, dass etwa 5 bis 7 von 1000 Frauen, die über 10 Jahre am Screening teilnehmen, eine Überdiagnose erhalten.

Die Nutzertestungen zeigten, dass einige Frauen Schwierigkeiten haben, das Konzept Überdiagnose zu verstehen. Viele Nutzerinnen gaben an, dass sie die Informationen zu diesem Nachteil grundsätzlich für wichtig erachten, obwohl sie den Endpunkt Überdiagnosen im Durchschnitt als weniger bedeutsam beurteilten als den Endpunkt Brustkrebssterblichkeit. Die Gründe dafür blieben unklar.

Schlussfolgerung: Die Quantifizierung von Überdiagnosen ist ein wichtiger Bestandteil von Informationen zum Mammographie-Screening, entsprechende Abschätzungen sind jedoch mit starken Unsicherheiten behaftet. Es ist eine Herausforderung, Überdiagnosen so zu beschreiben, dass die Frauen die Informationen verstehen und in die eigene Präferenzbildung integrieren können.