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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Entsprechen „controlled before-after“ (CBA) und „interrupted time series“ (ITS) Studien in Cochrane Reviews den methodischen Mindestkriterien?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Stephanie Polus - Institut für Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), LMU, München, Deutschland
  • author Dawid Pieper - IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • author Atle Fretheim - Global Health Unit, Norwegian Knowledge Centre for the Health Services, Oslo, Norwegen
  • author Jacob Burns - Institut für Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), LMU, München, Deutschland
  • author Craig Ramsay - Health Services Research Unit, University of Aberdeen, Aberdeen, Schottland
  • author Tim Mathes - IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • author Julian Higgins - School of Social and Community Medicine, University of Bristol, Bristol, England
  • author Lisa Pfadenhauer - Institut für Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), LMU, München, Deutschland
  • author Eva Rehfuess - Institut für Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), LMU, München, Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmB1a

doi: 10.3205/16ebm013, urn:nbn:de:0183-16ebm0136

Published: February 23, 2016

© 2016 Polus et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Im Zuge der Evaluation von komplexen Gesundheitsinterventionen, wie z.B. in Public Health, schließen Cochrane Reviews zunehmend nicht-randomisierte Studiendesigns ein. Zwei Studiendesigns werden besonders häufig berücksichtigt, „controlled before-after“ (CBA) und „interrupted time series“ (ITS) Studien. Die Cochrane Effective Practice and Organisation of Care (EPOC) Gruppe hat methodische Mindestkriterien für diese Studiendesigns, um die Qualität dieser Studiendesigns zu sicherzustellen. Wir untersuchten, ob in Cochrane Reviews eingeschlossene Studien diese methodischen Kriterien erfüllen.

Methoden: Wir suchten nach zwischen Mai 2012 bis März 2015 veröffentlichten Cochrane Reviews, die laut Protokoll CBA und ITS Studien einschließen. Nach Klassifizierung der Reviews in 10 zuvor definierte Interventionstypen (Gesundheitssystem-, Gesundheitspolitik-, Ernährungs-, Umwelt-, Verhaltens-, Arbeits-, Impf-, klinische, Arzneimittel- und Screening-Interventionen) wählten wir 2 systematische Reviews pro Interventionstyp zufällig aus. Pro Review wurden jeweils 2 CBA oder 2 ITS Studien zufällig für die weitere Analyse ausgewählt. 2 Personen extrahierten unabhängig Daten zu Publikations- (z.B. Publikationsjahr, Land), Anwendungs- (z.B. Interventions-typ, -level) und methodischen Kriterien (z.B. Datensammlung, temporäres Design) für die Analyse.

Ergebnisse: 73 Reviews berücksichtigen CBA und ITS Studien. 19 Reviews schlossen ITS Studien und 22 Reviews CBA Studien ein. Unsere Stichprobe beinhaltete 39 Primärstudien. 5 der 21 analysierten CBA Studien waren per Definition keine CBA Studien; von den 16 Studien, die wir als CBA klassifizierten, erfüllten 10 die methodischen Mindestkriterien von Cochrane EPOC. Von den 18 untersuchten ITS Studien entsprachen 15 unserer Arbeitsdefinition für ITS Studien, während davon wiederum 13 ITS Studien die EPOC Kriterien erfüllten.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse deuten auf große Unterschiede in Bezug auf das methodische Wissen der Autoren systematischer Reviews, wie auch auf heterogene Editierungsprozesse innerhalb der Cochrane Collaboration hin. Auf Primärstudien-Ebene existieren ebenfalls große methodische Qualitätsunterschiede. Die Entwicklung von Gold-Standards und Reporting-Guidelines für diese beiden Studiendesigns wäre ein wichtiger Schritt zur Etablierung der beiden Studiendesigns und sollte langfristig auch die Qualität von Cochrane Reviews, die nicht-randomisierte Studien einschließen, steigern.