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Entsprechen „controlled before-after“ (CBA) und „interrupted time series“ (ITS) Studien in Cochrane Reviews den methodischen Mindestkriterien?
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Published: | February 23, 2016 |
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Hintergrund und Fragestellung: Im Zuge der Evaluation von komplexen Gesundheitsinterventionen, wie z.B. in Public Health, schließen Cochrane Reviews zunehmend nicht-randomisierte Studiendesigns ein. Zwei Studiendesigns werden besonders häufig berücksichtigt, „controlled before-after“ (CBA) und „interrupted time series“ (ITS) Studien. Die Cochrane Effective Practice and Organisation of Care (EPOC) Gruppe hat methodische Mindestkriterien für diese Studiendesigns, um die Qualität dieser Studiendesigns zu sicherzustellen. Wir untersuchten, ob in Cochrane Reviews eingeschlossene Studien diese methodischen Kriterien erfüllen.
Methoden: Wir suchten nach zwischen Mai 2012 bis März 2015 veröffentlichten Cochrane Reviews, die laut Protokoll CBA und ITS Studien einschließen. Nach Klassifizierung der Reviews in 10 zuvor definierte Interventionstypen (Gesundheitssystem-, Gesundheitspolitik-, Ernährungs-, Umwelt-, Verhaltens-, Arbeits-, Impf-, klinische, Arzneimittel- und Screening-Interventionen) wählten wir 2 systematische Reviews pro Interventionstyp zufällig aus. Pro Review wurden jeweils 2 CBA oder 2 ITS Studien zufällig für die weitere Analyse ausgewählt. 2 Personen extrahierten unabhängig Daten zu Publikations- (z.B. Publikationsjahr, Land), Anwendungs- (z.B. Interventions-typ, -level) und methodischen Kriterien (z.B. Datensammlung, temporäres Design) für die Analyse.
Ergebnisse: 73 Reviews berücksichtigen CBA und ITS Studien. 19 Reviews schlossen ITS Studien und 22 Reviews CBA Studien ein. Unsere Stichprobe beinhaltete 39 Primärstudien. 5 der 21 analysierten CBA Studien waren per Definition keine CBA Studien; von den 16 Studien, die wir als CBA klassifizierten, erfüllten 10 die methodischen Mindestkriterien von Cochrane EPOC. Von den 18 untersuchten ITS Studien entsprachen 15 unserer Arbeitsdefinition für ITS Studien, während davon wiederum 13 ITS Studien die EPOC Kriterien erfüllten.
Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse deuten auf große Unterschiede in Bezug auf das methodische Wissen der Autoren systematischer Reviews, wie auch auf heterogene Editierungsprozesse innerhalb der Cochrane Collaboration hin. Auf Primärstudien-Ebene existieren ebenfalls große methodische Qualitätsunterschiede. Die Entwicklung von Gold-Standards und Reporting-Guidelines für diese beiden Studiendesigns wäre ein wichtiger Schritt zur Etablierung der beiden Studiendesigns und sollte langfristig auch die Qualität von Cochrane Reviews, die nicht-randomisierte Studien einschließen, steigern.