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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Screening auf sozialmedizinische Risikofaktoren während der Schwangerschaft: was empfehlen internationale evidenzbasierte Leitlinien?

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Inanna Reinsperger - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich
  • author Roman Winkler - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich
  • author Brigitte Piso - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmP5a

doi: 10.3205/14ebm072, urn:nbn:de:0183-14ebm0721

Published: March 10, 2014

© 2014 Reinsperger et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Sozialmedizinische Risikofaktoren (häusliche Gewalt, psychosoziale Probleme, Substanzmissbrauch) sind häufig auftretende Gefahren während der Schwangerschaft und nach der Geburt, welche schwerwiegende Folgen für die Gesundheit von Mutter und Kind nach sich ziehen können. Im Rahmen der Schwangerenvorsorge werden diese Gesundheitsbedrohungen häufig vernachlässigt. Durch ein Routine-Screening können jene Frauen mit zusätzlichem Betreuungsbedarf identifiziert werden. Das Ziel des Projekts war es, Screening-Empfehlungen aus evidenzbasierten Leitlinien zu Depression, psychischen Problemen, Gewalt und Substanzmissbrauch in der Schwangerschaft bzw. postpartal systematisch zusammenzufassen.

Methoden: Eine systematische Literatursuche in 2 Guideline-Datenbanken (National Guideline Clearinghouse, Guidelines International Network) wurde durch eine umfassende Handsuche ergänzt. Die Einschlusskriterien fokussierten v.a. auf die methodologische Qualität der Leitlinien. Neben den Empfehlungen und den Empfehlungsgraden wurden auch Informationen zu den Screening-Methoden und dem empfohlenen Zeitpunkt extrahiert.

Ergebnisse: Es wurden insgesamt 575 Referenzen identifiziert, die in einem dreistufigen Auswahlprozess durch 2 WissenschafterInnen gescreent wurden. 16 evidenzbasierte Leitlinien von 9 verschiedenen Institutionen aus Europa, USA, Kanada und Australien erfüllten die Einschlusskriterien. Der Großteil der eingeschlossenen Leitlinien spricht sich für ein Routine-Screening auf die analysierten sozialmedizinischen Risikofaktoren aus. Bezüglich des Screenings auf Depression, Drogenmissbrauch und Gewalt wurden auch einzelne gegenteilige Empfehlungen identifiziert. Die oft niedrigen Empfehlungsgrade der jeweiligen Leitlinien lassen jedoch darauf schließen, dass Evidenz hoher Qualität in vielen Bereichen fehlt.

Schlussfolgerung: Sozialmedizinischen und psychosozialen Risiken sollte im Rahmen der Schwangerenvorsorge mehr Aufmerksamkeit gegeben werden. Eine Möglichkeit stellt ein Routine-Screening dar, das von internationalen evidenzbasierten Leitlinien im Allgemeinen empfohlen wird. Weitere Studien sind notwendig, diese sollten u.a. auch auf die Evaluation der Screening-Tests abzielen, da diesbezüglich meist kein Konsens der Leitlinien vorliegt. Besonderes Augenmerk sollte jedoch auch auf die Gesundheitsförderung und Primärprävention bzw. die entsprechende Forschung gelegt werden, um potentielle Risiken bereits von vornherein verhindern zu können.