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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch: 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 17.03.2012, Hamburg

Sind die Ergebnisse klinischer Studien zur Depressionsbehandlung übertragbar auf Patienten in der Routineversorgung?

Meeting Abstract

Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm085

doi: 10.3205/12ebm085, urn:nbn:de:0183-12ebm0851

Published: March 5, 2012

© 2012 von Wolff et al.
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Hintergrund und Fragestellung: In randomisierten-kontrollierten Studien (RCTs) zur Beurteilung der Wirksamkeit von Depressionsbehandlungen werden häufig nur Patienten eingeschlossen, die spezifische Einschlusskriterien erfüllen. Daher stellt sich die Frage inwieweit die Ergebnisse von RCTs auf die Routinebehandlung übertragbar sind.

Ziel der vorliegenden Studie war es, 1) zu untersuchen, wie viel Prozent der depressiven Patienten in der Routineversorgung die Einschlusskriterien für RCTs erfüllen und 2), ob sich Patienten, die gängige Einschlusskriterien für RCTs nicht erfüllen, von denen, die sie erfüllen bezüglich ihres Therapieerfolgs unter Routinebedingungen unterscheiden.

Material/Methoden: Die Untersuchung wurde anhand von Routinedaten aus 10 psychiatrisch-psychotherapeutischen Kliniken durchgeführt. Anhand deskriptiver Statistiken wurde ermittelt wie viel Prozent der Routinestichprobe folgende Einschlusskriterien erfüllen: ausreichender Schweregrad der depressiven Symptomatik, Diagnose einer unipolaren Depression, keine Suizidalität, keine psychiatrischen (psychotischen Störung, Substanzmissbrauch) oder somatischen Komorbiditäten. Mittels t-Tests und χ2-Tests wurde ermittelt, ob RCT Patienten und nicht-RCT Patienten unterschiedliche Therapieergebnisse erzielen.

Ergebnisse : In einer Stichprobe von 2.133 depressiven Patienten erfüllten nur 25,8% alle Einschlusskriterien. Hauptausschlussgründe waren das Vorliegen einer somatischen Komorbidität (43,6%) und Suizidalität bei Aufnahme (22,2%).

Die Gruppe der potentiellen RCT Patienten erzielte ähnliche Therapieergebnisse wie die nicht für RCTs geeigneten Patienten.

Schlussfolgerung: Ein Großteil der depressiven Routinepatienten unterscheidet sich von Patienten in klinischen Studien. Jedoch erzielen beide Patientengruppen ähnliche Therapieergebnisse, so dass von einer hohen Generalisierbarkeit klinischer Studien auf die Routineversorgung ausgegangen werden kann.