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EbM & Individualisierte Medizin
12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24.03. - 26.03.2011, Berlin

Welchen Impact hat Health Technology Assessment auf das Gesundheitswesen in Österreich?

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Ingrid Zechmeister - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich
  • author Ines Schumacher - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich

EbM & Individualisierte Medizin. 12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 24.-26.03.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11ebm10

doi: 10.3205/11ebm10, urn:nbn:de:0183-11ebm108

Published: March 23, 2011

© 2011 Zechmeister et al.
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Hintergrund: Das Ziel von Health Technology Assessment (HTA) ist die Bereitstellung evidenzbasierter Entscheidungsgrundlagen, die zu Gunsten eines effizienten und angemessenen Ressourceneinsatzes im Gesundheitswesen eingesetzt werden. In Österreich greifen Entscheidungsträger verstärkt auf die wissenschaftliche Entscheidungsunterstützung zurück. Ziel dieses Papers ist es den tatsächlichen Impact von HTA auf das österreichische Gesundheitswesen zu evaluieren.

Material/Methoden: Mögliche Effekte der am Ludwig Boltzmann Institut für HTA und dem Institut für Technikfolgenabschätzung durchgeführten Forschung, wurden mit einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden erhoben. Untersucht wurde die Auswirkung der Forschung auf die Dimensionen „Wahrnehmung“, „Akzeptanz“, „Politikprozess“, „Entscheidung“, „Praxis“, „finale Outcomes“ (Budgetauswirkungen, Gesundheit), sowie ihr Beitrag auf den öffentlichen Diskurs und die wissenschaftliche Community („Enlightenment“). Es wurden Zielgruppen auf der Mikro- Meso- und Makroebene betrachtet.

Ergebnisse: Der kausale Zusammenhang zwischen HTA-Forschung und Systemeffekten ist schwer nachweisbar. Einzelne HTA-Projekte lassen sich aber mit punktuellen Systemveränderungen hin zu mehr Rationalität bei Entscheidungen assoziieren. Vor allem auf der Mesoebene (Krankenanstaltenverbände, Sozialversicherungsträger) ist eine zunehmende Wahrnehmung und Akzeptanz von HTA vorhanden, sowie fallweise ein Einfluss auf die Entscheidungsfindung gegeben. Einzelne Fallbeispiele zeigen einen direkten Effekt von HTA-Berichten auf Kostenreduktion bei gleichbleibender Leistungsqualität. Diskursanalytisch zeigt sich, dass eine veränderte Kultur bezüglich Transparenz und Evidenz in der Entscheidungsfindung bisher nur von Einzelakteuren getragen wird.

Schlussfolgerung/Implikation: Der Effekt von HTA-Forschung ist multidimensional zu verstehen. Die Wahrnehmung und Akzeptanz von HTA hat sich seit Beginn der Forschung verstärkt, ihr Einfluss in den konkreten Entscheidungsfindungen ist jedoch nicht konsequent vorhanden. Punktuell kann HTA mit einer Kultur von mehr Transparenz und rationaler Entscheidungsfindung in Zusammenhang gebracht werden.

Mehr Effizienz im österreichischen Gesundheitssystem durch Health Technology Assessment (HTA)? Eine Analyse des ökonomischen Impacts der HTA-Forschung

Hintergrund: Für die Aufrechterhaltung eines solidarischen Gesundheitssystems mit einem Zugang zu Leistungen für alle ist mehr Effizienz im Einsatz der Gelder gefordert. Dafür greifen Entscheidungsträger verstärkt auf die wissenschaftliche Entscheidungsunterstützung mittels Health Technology Assessment (HTA) zurück. Diese Forschung gewinnt auch in Österreich kontinuierlich an Bedeutung. Ihr tatsächlicher ökonomischer Effekt ist zu evaluieren.

Material/Methoden: Es wird untersucht, ob und in welchem Ausmaß HTA-Forschung in Österreich zu Rationalisierung und/oder Umverteilung führt. Dazu wird 1) anhand von administrativen Daten die Mengen-, Preis- und Kostenentwicklungen der mittels HTA bewerteten Gesundheitstechnologien evaluiert und 2) werden – zur Validierung der Ergebnisse – Anwender der HTA-Forschungsberichte zu ökonomischen Effekten befragt.

Ergebnisse: Mehrere Fallbeispiele zeigen einen zeitlichen Zusammenhang zwischen Erscheinen des HTA-Berichts und Reduktion von Mengen, Preisen oder Ausgaben betroffener Technologien. Beim Einsatz von HTA in der prospektiven Leistungsplanung ist vor allem im Krankenanstaltenbereich ein Trend hin zu Umverteilung in Richtung Leistungen mit nachgewiesenem positivem Nutzen-Risiko Verhältnis zu beobachten. Interviewaussagen bestätigen den ökonomischen Effekt in der Mehrzahl der untersuchten Berichte, einzelne Studien zeigten hingegen keinen Impact.

Schlussfolgerung/Implikation: Nach Veröffentlichung der HTA-Berichte sind punktuell Effekte hin zu Rationalisierung und Umverteilung wahrnehmbar. Ein kausaler Zusammenhang mit der HTA-Forschung kann aus methodischen Gründen nicht bestätigt werden, er ist jedoch aufgrund der Interviewaussagen wahrscheinlich. Für umfangreiche Umverteilungseffekte ist eine stärkere Einbindung von HTA in Entscheidungsstrukturen notwendig. Dabei ist darauf zu achten, dass HTA nicht für reine Einsparungszwecke instrumentalisiert wird.


Literatur

1.
Gerhardus A. Konzepte und Methoden zur Erhebung des Einflusses von HTA-Berichten auf das Gesundheitswesen. Hannover: Medizinische Hochschule Hannover; 2005.