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Evidenz und Entscheidung: System unter Druck
10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

05.03. - 07.03.2009 in Berlin

Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen in der Allgemeinmedizin: Ein systematischer Überblick über den aktuellen Stand der empirischen Forschung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Anika Papez - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrberreich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Andreas Loh - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrberreich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Klaus Böhme - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrberreich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Thorsten Dürk - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrberreich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Wilhelm Niebling - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrberreich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Sabine Beck - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrberreich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland

Evidenz und Entscheidung: System unter Druck. 10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 05.-07.03.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09ebmP5.1

doi: 10.3205/09ebm064, urn:nbn:de:0183-09ebm0642

Published: March 4, 2009

© 2009 Papez et al.
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Hintergrund

Das Modell des Shared Decision Making (SDM, deutsch: Partizipative Entscheidungsfindung) beschreibt die Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen in der Arzt-Patienten-Interaktion. Die Bedeutung des SDM nimmt sowohl in der gesundheitspolitischen Bewertung als auch in der hausärztlichen Versorgung zu. In der Literatur sind zwar im Bereich der Allgemeinmedizin und zum Thema SDM zahlreiche wissenschaftliche Studien verfügbar, doch ein zusammenfassender Überblick über den internationalen Forschungsstand steht bislang aus. Es stellten sich die Fragen nach der Methodik, den Zielgruppen, der Art der Interventionen und den Ergebnissen der Publikationen.

Methoden

Methodische Grundlage war eine Medline-Recherche für den Zeitraum 1950 – April 2008 (Begriffe “Shared Decision Making” und “Primary Care” oder “Family Practice” oder “Family Medicine”). Einschlusskriterien für die Studien waren empirische, qualitative und quantitative Primärdaten – Erhebungen, die sich auf SDM und dessen Umsetzung in der medizinischen Grundversorgung beziehen.

Ergebnisse

Die Medline-Recherche ergab unter Berücksichtigung der Einschlusskriterien 62 Treffer. Darunter waren 31 qualitative und 31 quantitative Studien (19 kontrollierte randomisierte Studien). Die meisten Studien wurden in den letzten fünfzehn Jahren veröffentlicht. 28 der 62 Studien sind Interventionsstudien. In den Studien ohne Intervention waren Patienten häufiger Zielgruppe der Untersuchung. In den Interventionsstudien waren Ärzte die häufigste Zielgruppe für die Intervention. Über die Hälfte der Publikationen untersuchten Patienten mit chronischen Erkrankungen. Die Interventionen führten mehrheitlich zu einer Verbesserung des Wissens, zur Steigerung der Einbeziehung der Patienten, zur Verbesserung der Adherence und zu einer Entscheidungspräferenz für SDM. Wenig positive Effekte erzielten die Interventionsstudien hinsichtlich einer Verbesserung der Klinischen Ergebnisse. Als Barrieren für eine Implementierung von SDM in die Praxis wurden mehrheitlich Zeitprobleme, Non-Compliance, eine schlechte Motivation der Ärzte, ein vermindertes Verständnis für SDM und Kommunikationsprobleme angeführt.

Schlussfolgerung/Implikation

Die zunehmende Forschungstätigkeit der letzten Jahre zum Thema SDM und Primary Care lässt auf eine wachsende Bedeutung des Themas in der Forschungsliteratur schließen. Es zeigten sich Defizite in der praktischen Umsetzung von SDM. Die genannten Barrieren könnten ein Grund für die Problematik der Implementierung von SDM sein.