Article
Evidenzbasierte Leitlinienentwicklung – Verfahrensweise und Ergebnisse der S3- bzw. Nationalen VersorgungsLeitlinie Depression
Search Medline for
Authors
Published: | February 12, 2008 |
---|
Outline
Text
Hintergrund
Depressive Störungen zählen mit einer Lebenszeitprävalenz von 16-20%, einer hohen Rezidiv- und Chronifizierungsneigung sowie einer hohen Beeinträchtigung der Lebensqualität zu den epidemiologisch und gesundheitspolitisch relevantesten Erkrankungen. Zugleich stehen eine Reihe wirksamer Therapieverfahren (z.B. Pharmakotherapie, Psychotherapie) zur Verfügung. Evidenzbasierte Behandlungsleitlinien geben Praktikern Hilfestellungen bei der Indikationsstellung und prognostischen Beurteilung einer Therapiemethode.
Methoden
2005-Anfang 2008 koordinierte die DGPPN, gemeinsam mit der AWMF und dem ÄZQ, die Erstellung einer S3- und einer Nationalen VersorgungsLeitlinie zur Diagnostik und Therapie der unipolaren depressiven Störung. Hierzu wurden evidenzbasierte internationale und nationale Leitlinien über Synopsen zusammengeführt. Die zentrale Quellleitlinie stellt die Guideline des National Institute for Clinical Excellence (NICE) dar. Im Vortrag wird die Methodik der Leitlinienerstellung anhand konkreter Beispiele dargestellt. Leitend sind hierbei die Kreuzvalidierung der Empfehlungen durch andere Leitlinien und durch aktuelle systematische Übersichtsarbeiten/Metaanalysen sowie die Konsentierung der Empfehlungen durch Experten aus 31 Berufsgesellschaften und Fachgesellschaften.
Ergebnisse
Die Methode ist eine effektive Möglichkeit, um durch Adaptation bestehender evidenzbasierter Leitlinien Behandlungsempfehlungen für das eigene Land zu formulieren. Es zeigte sich aber, dass viele Fragen mit vorliegenden Leitlinien nicht zu beantworten und ausführlichere Literaturanalysen notwendig sind. V.a. spezifische Versorgungssystemrelevante Aspekte erfordern einen umfassenden Adaptationsprozess. Zugleich muss eine Versorgungsleitlinie aber auch berücksichtigen, welche Therapieverfahren in einem Versorgungssystem verfügbar und inwieweit spezifische Verfahren verbreitet sind. Die gemeinsame Entwicklung der S3- und der NVL-Leitlinie erbrachte einen deutlichen Mehrwert.
Schlussfolgerung/Implikation
Eine transnationale Übertragung von Empfehlungen sowie deren strikte Evidenzbasierung sind aber nicht ohne weiteres möglich. Unterschiedliche Grade der Evidenzbasierung einzelner diagnostische und therapeutischer Verfahren und Versorgungssystemspezifische Faktoren erschweren die Konsentierung. Ob die Entwicklung eines gemeinsamen Produkts aus S3 und NVL die Nutzung der Leitlinie verbessert muss noch evaluiert werden.