gms | German Medical Science

37. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC)

15.05. - 17.05.2025, Nürnberg

ISBCS – Kritik der simultanen bilateralen Katarakt Operation

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Omid Kermani - Artemis Augenklinik am Neumarkt, Köln

37. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC). Nürnberg, 15.-17.05.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. DocFP 5.15

doi: 10.3205/25doc060, urn:nbn:de:0183-25doc0601

Published: May 13, 2025

© 2025 Kermani.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Die Prävalenz chronischer Augenerkrankungen in Deutschland, insbesondere des Grauen Stars, wird bis 2060 deutlich zunehmen, was auf die Alterung der Gesellschaft zurückzuführen ist. In diesem Kontext gewinnt das Thema der simultanen bilateralen Kataraktoperation (ISBCS – Immediate Simultaneous Bilateral Cataract Surgery) zunehmend an Bedeutung. Die ISBCS Fachgesellschaft hat Leitlinien veröffentlicht, die die bilaterale Kataraktchirurgie als separaten Eingriff betrachten, wobei jede Operation mit individuellen Sterilisationszyklen und Instrumenten durchgeführt werden sollte. Es wird geschätzt, dass etwa 30% bis 70% der augenchirurgischen Fälle für ISBCS geeignet sind, wobei die Vorteile, wie verbesserter Komfort für Patienten und Angehörige sowie potenzielle Zeit- und Kosteneinsparungen, hervorgehoben werden. Für einige Befürworter könnte eine Fallzahlsteigerung von bis zu 20% zu erreichen sein.

Jedoch gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Vergütung für ISBCS, insbesondere in Deutschland, wo Honorare für das zweite Auge um bis zu 75% gekürzt werden. Kritiker argumentieren, dass steigende Fallzahlen mit sinkenden Honoraren ein „Hamsterradeffekt“ erzeugen könnten, was die Qualität der Patientenversorgung beeinträchtigen könnte. Ein zusätzliches Risiko stellt die bilaterale Endophthalmitis dar, welche bei gleichzeitigen Operationen auftreten kann und als ernsthaftes Komplikationsrisiko gilt. Auch die erwartete Zielgenauigkeit bei refraktiven Ergebnissen wird infrage gestellt, da klinische Daten zeigen, dass nur 80% bis 90% der Eingriffe die gewünschten Ergebnisse erreichen. Eine Anpassung der Refraktion des zweiten Auges ist bei der simultanen Behandlung nicht mehr möglich.

Darüber hinaus wird die thematisierte Problematik medizinischen Risiken durch vergangene Vorfälle verstärkt, wie eine Serie von Endophthalmitis-Fällen in einem deutschen Krankenhaus, die 2000 für große öffentliche Aufmerksamkeit sorgte. Diese Erlebnisse verdeutlichen, dass menschliche Fehler in der Medizin nicht vermeidbar sind und in einem Team auch systemische Probleme auftreten können.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Anwendung von ISBCS zwar potenziell die Produktivität erhöhen kann, jedoch die Frage bleibt, ob dies mit einem höheren Risiko einhergeht, ohne dass sich ein signifikanter medizinischer Nutzen ergibt. Um eine informierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen, müssen sowohl Ärzte als auch das Management die Risiken und den potenziellen Nutzen der ISBCS genau abwägen.