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37. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC)

15.05. - 17.05.2025, Nürnberg

Vitrektomiefreie chirurgische Technik zur Behandlung von Ectopia lentis bei pädiatrischen Patienten

Meeting Abstract

  • Lyubomyr Lytvynchuk - Justus-Liebig-Universität, UKGM, Standort Gießen, Augenklinik, Gießen
  • Monika Andrassi-Darida - Justus-Liebig-Universität, UKGM, Standort Gießen, Augenklinik, Gießen
  • Luc Van Os - Universitair Ziekenhuis Antwerpen, Departement of Ophthalmology, Edegem, Belgien
  • Marie-Jose Tassignon - Universitair Ziekenhuis Antwerpen, Departement of Ophthalmology, Edegem, Belgien

37. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC). Nürnberg, 15.-17.05.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. DocFP 5.5

doi: 10.3205/25doc050, urn:nbn:de:0183-25doc0503

Published: May 13, 2025

© 2025 Lytvynchuk et al.
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Zielsetzung: Ectopia lentis (EL) stellt für Chirurgen eine schwierige Entscheidung dar, da es abzuwägen gilt, ob eine Operation durchgeführt oder ein „Watch-and-Wait“-Ansatz verfolgt wird. Bisher gibt es dafür keinen standardisierten Behandlungsansatz. Im Jahr 2019 wurde von Tassignon et al. eine angepasste Bag-in-the-Lens (BIL)-Implantationstechnik für Kinder mit kongenitaler Ectopia lentis vorgeschlagen. Wir präsentieren die anatomischen und funktionellen Ergebnisse der pädiatrischen Patienten, die mit dieser Technik behandelt wurden, mit dem Ziel einer optimalen Zentrierung und Fixierung der Bag-in-the-Lens-IOL bei einer Nachbeobachtungszeit von einem Jahr.

Methode: Zwischen Oktober 2021 und Januar 2025 wurden bei 9 aufeinanderfolgenden pädiatrischen Fällen (16 Augen) mit der Diagnose Ectopia lentis Operationen unter Anwendung einer angepassten Bag-in-the-Lens (BIL)-Implantationstechnik ohne Vitrektomie durchgeführt. Dieses Verfahren umfasste die Linsenextraktion, die Implantation des Kapselspannringes, der BIL-IOL sowie die Kombination von bohnenförmigen Segmenten zur Unterstützung der BIL-IOL und einer mit 6.0 Polypropylen fixierten Schlaufe an der Sklera, gemäß der Canabrava-Technik. In allen Fällen erfolgte vor der Operation sowie 1 Tag, 1 Woche, 4 Wochen und 1 Jahr postoperativ eine standardisierte augenärztliche Untersuchung.

Ergebnisse: In allen Fällen zeigte sich eine schwere Linsensubluxation nach oben mit erhaltenen, jedoch gestreckten Zonulafasern. Präoperativ fand sich ein durch hohen Astigmatismus stark eingeschränkter Visus. Die Operation wurde in allen Fällen erfolgreich und ohne gravierende Komplikationen durchgeführt. In jedem Fall konnte durch die Fixierung der 6.0 Polypropylen-Schlaufe an der Sklera eine optimale Zentrierung der BIL-IOL erreicht werden. Die erreichte Zentrierung blieb postoperativ stabil. In 3 Augen (18,8%) kam es zu einem partiellen Glaskörperprolaps, der eine limitierte anteriore Vitrektomie erforderlich machte. In einem weiteren Fall wurde eine Verschiebung der 6.0 Polypropylen-Schlaufe aus der Nut der BIL-IOL beobachtet bei unveränderter Linsenzentrierung. Zu einer Ablatio Retinae kam es in einem anderen Auge nach Reposition einer in den Glaskörperraum luxierten Bean. In 5 Augen kam es postoperativ zu einer nicht-infektiösen Uveitis anterior die konservativ behandelt wurde. In allen Fällen konnte ein Visusanstieg durch die Reduktion des Astigmatimus erreicht werden.

Schlussfolgerung: Die angepasste Bag-in-the-Lens (BIL)-Implantationstechnik, die die BIL-Methode mit einem Kapselspannring, bohnenförmigen Segmenten und einer an der Sklera fixierten 6.0 Polypropylen-Schlaufe kombiniert, ermöglicht den Verzicht auf eine Vitrektomie und den Erhalt des Kapselsacks. Diese Methode zeigte durchweg erfolgreiche Ergebnisse hinsichtlich optimaler Zentrierung, Stabilität der implantierten IOL und günstiger refraktiver Ergebnisse.