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34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

23.06. - 25.06.2022, Nürnberg

Augenrat: „Wo drückt“ die Netzhaut in der Zweitmeinungssprechstunde?

Meeting Abstract

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  • Bernd Kirchhof - Universität zu Köln, Augenheilkunde, Köln

34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 23.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocSA 1.6

doi: 10.3205/22doc014, urn:nbn:de:0183-22doc0141

Published: June 3, 2022

© 2022 Kirchhof.
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In zweieinhalb Jahre Zweitmeinungsberatung für das Internet stehen Netzhaut-Themen im Vordergrund (75%). Die häufigsten Fragen beziehen sich auf Pucker, Amotio-Nachsorge und AMD. Hier sind am Beispiel des Puckers Antworten aufgeführt, die Patienten wissen wollen, um sich für oder gegen eine Operation entscheiden zu können:

OP-Indikation: Diejenigen Patienten profitieren am ehesten von einer Vitrektomie, die im täglichen Leben beim beidäugigen Sehen beeinträchtigt sind. Der OCT-Befund klärt vor allem, ob der Befund chirurgisch zugänglich ist und ob eine eventuelle Progredienz der Beschwerden mit der Pathologie der Makula übereinstimmt (Empfehlung der DOG, Oktober 2020).

Pucker in Kombination mit Katarakt: Die kombinierte Operation belastet zwar die Blut-Augenschranke mehr als das sequenzielle Vorgehen. Die Langzeitfunktion ist dabei aber nicht messbar schlechter. Ist bereits eine Katarakt deutlich, dann ist das einzeitige Vorgehen akzeptabel und komfortabel. Bei klarer Linse und erhaltenem Akkomodationsvermögen ist das sequentielle Vorgehen vorteilhafter (Treumer, Roider, 2006).

Zeitpunkt: Die Chancen auf Sehverbesserung durch Peelen sind am besten, wenn innerhalb eines Jahres nach Beginn der Symptome operiert wird (van Meurs 2008). Allerdings ist der Pucker oftmals ein Zufallsbefund. Der Beginn der Erkrankung ist dann nicht sicher bestimmbar und ebenso die Chance auf Sehverbesserung nicht vorhersagbar.

Prognose: Zwei Drittel der Patienten profitieren mit einem Visusanstieg von zwei ETDRS-Zeilen und einer Verringerung der Metamorphopsien. Nur bei 6% verschwinden Metamorphopsien vollständig. Jeder 6. Patient erleidet postoperativ neue Skotome um den Fixierpunkt (van Meurs 2008). Drei Prozent der Augen werden durch eine postoperative Amotio kompliziert. Das Risiko einer Endophthalmitis beträgt ca. 1: 2.000. Der Eingriff beschleunigt in allen Fällen die Kataraktentwicklung.

Die hier vorgestellten Fragen basieren auf 229 Anfragen und Konsilen zu Netzhauterkrankungen an „Augenrat gUG“. Die Antworten erfolgten telemedizinisch (schriftlich, telefonisch).