Article
Mehr als jede zweite publizierte RCT zur Versorgung von AMD-Patienten bietet keine belastbaren Informationen zur biometrischen Fallzahlplanung! Ergebnisse einer Querschnitt-Untersuchung an 97 im Zeitraum 2004 – 2014 international publizierten RCTs
Search Medline for
Authors
Published: | June 13, 2018 |
---|
Outline
Text
Zielsetzung: Die schon 1998 erfolgte Erweiterung der ICH-GCP („Good Clinical Practice“) zu einem vollständigen Kompendium von Richtlinien zur Durchführung Klinischer Prüfungen an Patienten umfasst unter anderem die Richtlinie ICH-E9 zur sachgerechten biometrischen Planung und Analyse. Darin wird nicht zuletzt auch festgeschrieben, welche Mindest-Informationen in Studien und deren Publikationen bezüglich der biometrischen Fallzahlplanung vorzuhalten sind: Die Fallzahlplanung einer Studie bestimmt im Wesentlichen die mit dieser Studie aufdeckbaren Effekte und Signifikanzen, sodass diese Ergebnis-Determinante auch aus Publikationen von RCTs reproduzierbar sein muss. Vor dem Hintergrund dieser 20 Jahre bestehenden Richtlinie sollte geprüft werden, ob international publizierte RCTs zur Versorgung von AMD-Patienten aus dem Zeitraum 2004 – 2014 dieser Richtlinie genügen.
Methode: Aus dem Pool aller im benannten Zeitraum englisch-sprachig publizierten RCTs wurde eine Zufalls-Stichprobe von 97 Studien gezogen. Für jede Studie wurde dokumentiert, ob in der Publikation eine belastbare Fallzahlplanung berichtet wird und ob deren Ergebnis reproduzierbar ist. Die entsprechenden Re-Kalkulationen wurden mit der FDA-seitig anerkannten Software NQuery Advisor (Version 4.0 für Windows) vorgenommen, wobei eine Abweichung von bis zu zwei Patienten pro Studienarm zugelassen wurde (Implementierungs- und Rundungseffekte der jeweiligen Software). Primäre Zielgröße dieser Querschnittsuntersuchung war der Anteil [%] unter den sondierten RCT-Publikationen mit belastbar berichteter Fallzahlplanung.
Ergebnis: Insgesamt 50 der 97 RCT-Publikationen (52%, 95%-Konfidenzintervall 42% – 62%) berichteten keine belastbaren Angaben zur Fallzahlplanung (korrekte Planung bei 8%). Für 36 der Publikationen (38%) konnte eine Re-Kalkulation vorgenommen werden, wobei sich im Median eine Abweichung zwischen berichteter und re-kalkulierter Fallzahlplanung um 1% ergab (Interquartilspanne von -1% bis +5%; Spannweite von -43% bis +66%).
Schlussfolgerung: Nicht einmal jede zweite international publizierte RCT zur Versorgung von AMD-Patienten berichtete im vorliegenden Querschnitt des Zeitraums 2004 – 2014 (also im Geltungszeitraum der Guideline ICH-E9) eine belastbare Fallzahlplanung als Basis von in der Studie erhaltenen Ergebnissen. Zur Auflösung dieses Defizits sind Studien betreuende Biometrie-Abteilungen in gemeinsamen Publikationen ebenso gefragt wie Editoren von Zeitschriften, die das Vorliegen und die Reproduzierbarkeit von Fallzahlplanungs-Angaben seitens ihrer methodischen Gutachter verstärkt einfordern sollten.