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29th International Congress of German Ophthalmic Surgeons (DOC)

09.06. - 11.06.2016, Nürnberg

Das progrediente Offenwinkelglaukom – wie stelle ich die Progredienz am sichersten fest? Wie therapiere ich am besten? (inkl. Diskussion)

Meeting Abstract

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  • Carl Erb - Augenklinik am Wittenbergplatz, Berlin

29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 09.-11.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocSA 2.12

doi: 10.3205/16doc026, urn:nbn:de:0183-16doc0264

Published: June 3, 2016

© 2016 Erb.
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Nach der Euopean Glaucoma Society (2014) sind „Offenwinkelglaukome chronische, progressive Optikusneuropathien, die als gemeinsame Kennzeichen morphologische Veränderungen der Papille und der retinalen Nervenfaserschicht haben, ohne dass okuläre Erkrankungen oder kongenitale Anomalien vorliegen. Mit diesen Veränderungen sind der progressive Untergang retinaler Ganglienzellen und progressive Gesichtsfelddefekte verbunden“. Mit dieser Definition wird klar festgelegt, dass die Beurteilung der Progression an Hand funktioneller und struktureller Befunde erfolgt, wobei die verschiedenen diagnostischen Verfahren im Aufdecken der Auffälligkeiten nur einen geringen Überschneidungsbereich aufweisen. Dies bedeutet in der Praxis, dass zum Beispiel eine Progressionsbeurteilung allein an Hand von bildgebenden Verfahren unzureichend und auch unzulässig ist.

Im Bereich der bildgebenden Verfahren ist die wiederholte Messung bei einem Progressionsnachweis erforderlich, da zahlreiche Störeinflüsse auch eine Progression vortäuschen können, wie zum Beispiel eine fehlerhafte Kopfhaltung des Patienten, ein unbehandeltes Trockenes Auge oder eine ungenügende Zentrierung bei der Messung selbst. Erst nach der Bestätigung der Progression kann bei guter Abbildungsqualität von einer tatsächlichen Progression ausgegangen werden.Auch bei den perimetrischen Verfahren gilt diese Wiederholung, da sie als psychophysische Verfahren ebenfalls einer großen Variabilität unterliegen. Hierbei dient die Eventanalyse dem eigentlichen Progressionsnachweis, während die Trendanalyse einen Einblick in die Progressionsgeschwindigkeit gibt. Für alle strukturellen und funktionellen Untersuchungen gilt gemeinsam, dass auch systemische Erkrankungen einen Einfluss auf die Ergebnisse haben können und somit die nachgewiesene Progression nicht mit dem Glaukom selbst, sondern durch eine Systemerkrankung bedingt sein kann, wie zum Beispiel ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus. Diese Einflüsse sind in der Gesamtstrategie der Glaukombehandlung essentiell und bedeuten eine sorgfältige Ursachenabklärung der Progression. Eine alleinige Augeninnendruckabsenkung muss deshalb nicht eine Progression aufhalten.

Auf der anderen Seite ist die korrekte Augendrucksenkung eine grundsätzliche Voraussetzung für eine Stabilität der glaukomatösen Optikusneuropathie. Als absolutes Mindestmaß empfiehlt die European Glaucoma Society einen Zieldruck <21 mmHg bei beginnenden, <18 mmHg bei mässigen und <15 mmHg bei einem fortgeschrittenem Glaukom. Auf Grund der heute vorliegenden Studiendaten wird allerdings empfohlen, dass bereits ein beginnendes Glaukom ≤18 mmHg eingestellt wird.