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28th International Congress of German Ophthalmic Surgeons (DOC)

11.06. - 13.06.2015, Leipzig

Tod nach Kataraktoperation K

Meeting Abstract

  • Eva-Maria Faschinger - KH Hietzing Rosenhügel, Augenabteilung, Wien, Österreich
  • Markus Bekerle - Landeskrankenhaus Bruck/Mur, Interne, Bruck/Mur, Österreich
  • Pia Veronika Vecsei-Marlovits - KH Hietzing Rosenhügel, Augenabteilung, Wien, Österreich

28. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Leipzig, 11.-13.06.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO 1.5

doi: 10.3205/15doc155, urn:nbn:de:0183-15doc1552

Published: June 9, 2015

© 2015 Faschinger et al.
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Text

Zielsetzung: Wissen Sie, wie viele Ihrer PatientInnen kurz oder innerhalb der ersten Wochen nach Kataraktoperation verstorben sind?

Methode: Fallbeispiel: Einweisung durch Facharzt, Verschlechterung des Visus und Doppeltsehens links. sc 0,1, cc -1,0 sph komb. -1,75/81° = 0,7. Cataracta senilis os > od, Astigmatismus ou. OP-Tauglichkeitsbefund vom Internisten (10 Tage präop) inkl. Thoraxröntgen (7 Tage prä-op): OP-Tauglichkeit in Lokalanästhesie gegeben. OP-Tag: Lexotanil 1,5 mg präoperativ. Komplikationslose Phako in peribulbärer Anästhesie. Patient verbleibt geplant (systembedingt) 1 Nacht stationär an Augenabteilung. Visus 1. postop. Tag: 0,9. Azetazolamid 250 mg 1x1. Entlassung. Im Laufe des Vormittags des 1. postop. Tages plötzlich Atemnot, Notarzt versorgt den zyanotischen Patienten primär mit Intubation, Rettung ad Intensivstation. Trotz invasiver Beatmung entwickelt sich eine respiratorische Azidose mit Blutdruckabfall sowie schlechten Ansprechens auf Katecholamine. Blutdruckabfall, das EKG zeigt eine weak action. Der Patient verstirbt.

Ergebnis: Obduktionsbefund: ausgeprägte desquamative interstitielle Pneumonie und Myokarditis. Hochgradige Koronararteriensklerose.

Diskussion: Nach tragischen Ereignissen beginnt die Suche nach einer Kausalität. Besonders die Angehörigen denken: „Wenn er nicht operiert worden wäre, wäre er nicht verstorben“. Extrem selten stirbt ein Patient während der Operation (Myokardinfarkt, Pulmonalarterienembolie), sehr selten nach akzidenteller intrathekaler oder intravasaler Applikation des Lokal-anästhetikums. Präoperative Untersuchungen durch Internisten erhöhen die Sicherheit nicht (große rand. Studie). Retrospektive Studie von 45.082 Patienten, die wegen Katarakt operiert wurden: Mortalitätsrate 7,1 auf 1.000 Patienten . Die Prädiktoren waren: Alter > 80 [2,54 OR], Charlson Comorbitity Index > 2 [2,06 OR], > 1 Hospitalisation im letzten Jahr [1,85 OR], COPD [1,69 OR], kardiale Erkrankungen [1,29 OR], Leberzirrhose [2,6 OR], multiples Myelom oder Leukämie [2,2 OR] und metastasierender Tumor [4,17 OR]. In Summe wurde das 90-Tage Mortalitätsrisiko als gering eingestuft.

Schlussfolgerung: Eine Analyse des Schwedischen Nationalen Kataraktregisters ergab bei 1,1% (erstes Auge) und 4,8% (zweites Auge) keine adäquate klinische Operationsindikation. Je stichfester die Indikationsstellung und die Dokumentationen sind, desto plausibler kann argumentiert werden, so bedauernswert die zufällige Koinzidenz auch sein mag.