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26th International Congress of German Ophthalmic Surgeons

13. to 15.06.2013, Nürnberg

Warum wachsen Augen länger – Neues aus der Myopieforschung

Meeting Abstract

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  • Frank Schaeffel - Tübingen

26. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 13.-15.06.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocSA 2a.18

doi: 10.3205/13doc050, urn:nbn:de:0183-13doc0504

Published: October 18, 2013

© 2013 Schaeffel.
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Das Gebiet der Myopieforschung dehnt sich weiter aus, stimuliert durch die Zunahme der Myopie nicht nur in Asien, sondern auch in der westlichen Welt. Damit einher geht auch eine Zunahme hoher und degenerativer Myopien. Forschungsschwerpunkte sind:

1.
Was kann man durch optische Intervention erreichen, und warum? Foveale Unterkorrektur hemmt die Myopie nicht, evt. weil sie auch die Akkommodation verändert, während Unterkorrektur nur in der Peripherie (hier: die Zeiss MyoVision-Gläser) einen gewissen hemmenden Effekt hat, ähnlich wie Gleitsichtbrillen in früheren Studien. Da die Akkommodation hauptsächlich durch die Fovea gesteuert wird, sind dies zwei grundsätzlich verschiedene Behandlungsweisen. Multifokale Kontaktlinsen waren in einer Studie sehr wirksam, müssen aber noch in anderen Studien wiederholt werden. Selbst Ortho-K scheint das Achsenlängenwachstum zu hemmen, evt. wegen der in der Peripherie induzierten Myopie.
2.
Hemmung der Myopie durch helles Licht und Aufenthalt im Freien – evt. ist mehrfache kurze Exposition wirksamer als einmalige längere Exposition. Auch lässt sich eine Wirkung der jahreszeitlich unterschiedlichen Lichtexposition auf die Myopieprogression nachweisen. Ein neuer kornealer Biomarker kann benutzt werden, um die Lichtexposition zu quantifizieren.
3.
Die Wirkung von Pharmaka – derzeit wird hauptsächlich (wieder) Atropin untersucht. Es zeigt sich, dass bereits bei einer Dosis von einem abendlichen Tropfen von 0,01%iger Lösung eine signifikante Hemmung der Myopie auftritt, die dann nebenwirkungsfrei sein soll. In Taiwan ist entsprechend die Anwendung von Atropin bei Myopen Kindern von 36.9% auf 49,5% in den Jahren 2000–2007 gestiegen.
4.
Identifikation von Genen, die das Myopierisiko erhöhen – es gibt erste multinationale und multikontinentale Studien mit 45.000 Teilnehmern, bei denen 24 Gene identifiziert wurden, die zusammen das Myopierisiko um einen Faktor 10 erhöhen. Die Gene sind identifiziert: ein Bezug zu Genen, die die Körperhöhe bestimmen, gibt es nicht.
5.
Das normale Augenwachstum beinhaltet ein erhöhtes Risiko der Myopieentstehung im Alter von 8–10 Jahren, weil die Linse hier am dünnsten geworden ist, um die fehlende Abflachung der Hornhaut nach dem 2. Lebensjahr zu kompensieren. Das Auge wächst aber noch weiter in die Länge – dieses Problem scheint spezifisch für Primaten zu sein.
6.
Ein humaner Antikörper gegen VEGF (Bevacizumab) bewirkt, dass auch beim Huhn die Aderhautdicke langfristig verringert und die Myopienentwickling dabei etwas gehemmt wird.