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ADHS in Deutschland – Vergleich und Integration administrativer und epidemiologischer ADHS-Diagnosedaten durch klinisches Assessment (INTEGRATE-ADHD)
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Published: | October 2, 2023 |
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Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist die am häufigsten diagnostizierte psychische Störung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland mit erheblicher individueller, familiärer, gesundheitspolitischer und gesundheitsökonomischer Bedeutung. In der Vergangenheit wurden aus Krankenkassendaten steigende ADHS-Diagnoseprävalenzen berichtet, während diejenigen aus epidemiologischen Daten stabil blieben, zuletzt sanken. Über die klinische Validität beider Datenquellen ist nichts bekannt. Präzises Wissen über die „wahre Prävalenz“, Validität der Diagnosestellung, Determinanten der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen sowie Versorgungsqualität und -zufriedenheit ist jedoch von erheblicher Relevanz für eine bedarfsgerechte Versorgung und zur Vermeidung von Fehlsteuerungen der Ressourcenallokation.
Im Konsortium INTEGRATE-ADHD haben sich sechs renommierte Partner (Robert Koch-Institut, Uniklinikum Würzburg, Universität Würzburg, Uniklinium Hamburg-Eppendorf, Vandage GmbH, DAK-Gesundheit) zusammengeschlossen, um insgesamt 5.500 Eltern von Kindern und Jugendlichen mit einer administrativen ADHS-Diagnose mit den epidemiologischen Fragebögen der KiGGS- und BELLA-Studie zur ADHS-Diagnose, Behandlung, Versorgungsqualität und Versorgungszufriedenheit zu befragen sowie eine Unterstichprobe von 200 Kinder und Jugendlichen zusätzlich mit einer ADHS-Diagnostik gemäß AWMF-S3-Leitlinie klinisch zu untersuchen.
Ziel von INTEGRATE-ADHD ist es, durch die Analyse konjunkter administrativer, epidemiologischer und klinischer Daten
- 1.
- die Validität administrativer und epidemiologischer ADHS-Diagnosen durch klinische Erhebungen zu überprüfen und die Grundlagen für valide Prävalenzschätzungen der ADHS in Deutschland zu generieren,
- 2.
- objektivierbare Aussagen über eine potenzielle Über- oder Fehldiagnostizierung der ADHS zu treffen,
- 3.
- Angemessenheit, Zufriedenheit und mögliche Defizite in der Versorgung von ADHS-Betroffenen zu identifizieren sowie
- 4.
- die Inanspruchnahmekosten einschlägiger Versorgungsangebote abzuschätzen.
Daraus werden Schlussfolgerungen für die Regelpraxis der Versorgung ADHS-Betroffener abgeleitet und Handlungsfelder für relevante Entscheidungsträger und Stakeholder hinsichtlich einer Verbesserung der Versorgung ADHS-Betroffener und der Ressourcensteuerung im Gesundheitswesen identifiziert.