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Interprofessionelle Präsenz im Reha-Team – Ergebnisse des Projekts SWIMMER (Sozialarbeiterische Wirkmechanismen in der medizinischen Rehabilitation)
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Soziale Arbeit ist Bestandteil des multiprofessionellen Reha-Teams. Die Praxis variiert jedoch und es mangelt an wissenschaftlicher Evidenz zu ihrer Wirksamkeit [1].
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Das SWIMMER-Projekt (Förderer: GfR e.V.) zielte darauf ab, Hypothesen zu Wirkmechanismen zu entwickeln und Ansätze zur Erklärung der Praxisvariation der Sozialen Arbeit in der Rehabilitation zu finden.
Methode: In zehn Reha-Einrichtungen wurden Leitfadeninterviews mit Sozialdienstarbeitenden und Leitungspersonen sowie teilnehmende Beobachtungen des Arbeitsalltages durchgeführt. Zudem wurden Beratungsgespräche audio-aufgezeichnet. Die Auswertung der Daten orientierte sich an der Grounded Theory [2].
Ergebnisse: Insgesamt wurden Interviews mit 29 Sozialdienstarbeitenden (Ø 81,3 Minuten) und 13 Leitungspersonen (42,9) geführt. Es wurden 140 h Praxis beobachtet. Zudem wurden 14 Beratungsgespräche (30,5) aufgezeichnet. Ein Ansatzpunkt zur Erklärung der Praxisvariation bezog sich auf die interprofessionelle Präsenz der Sozialdienste im Reha-Team. Diese beschreibt, wie gegenwärtig der Sozialdienst einer Reha-Einrichtung den Mitgliedern des Reha-Teams ist. Wie präsent ein Sozialdienst ist, lässt sich anhand von vier identifizierten Formen von Präsenz zeigen. Die personelle Präsenz umfasst den räumlichen Standort und persönliche Anwesenheit in Team-Besprechungen. Die organisatorische Präsenz beschreibt insbesondere die Verschränkung des Sozialdienstes im gesamten Reha-Prozess. Die kulturelle Präsenz enthält unternehmenskulturelle Faktoren in Bezug auf den Sozialdienst wie Hierarchie oder Bedeutsamkeit. Die gedankliche Präsenz meint das Wissen um den Sozialdienst.
Diskussion: Interprofessionelle Präsenz der Sozialdienste wurde als Rahmenbedingung und ein Ansatzpunkt zur Erklärung der Variation vorgestellt. Die Perspektive nicht aller beteiligten Berufsgruppen wurde in der Studie berücksichtigt. Die Ergebnisse knüpfen jedoch an die Forschung zur Interprofessionalität in der gesundheitlichen Versorgung [3] und Rehabilitation im Besonderen [4] an. Sie erweitern diese Forschung um die Perspektive einer bisher wenig berücksichtigten Profession.
Implikation für die Versorgung: Sozialdienste haben unterschiedliche Strategien ihre interprofessionelle Präsenz zu steigern. Dazu zählt die Konzeptualisierung ihrer Arbeit und die Fortbildung des Teams in diesen Konzepten.
Förderung: Sonstige Förderung; 19001 /623-25
Literatur
- 1.
- Knoop T, Dettmers S, Meyer T. Soziale Arbeit in der medizinischen Rehabilitation – Eine Literaturübersicht über den aktuellen Stand der Forschung [Social Work in Medical Rehabilitation - A Review of Current Research]. Rehabilitation (Stuttg). 2019 Apr;58(2):89-95. German. DOI: 10.1055/a-0618-0921
- 2.
- Corbin JM, Strauss A. Grounded theory research: Procedures, canons, and evaluative criteria. Qual Sociol. 1990;13(1):3-21.
- 3.
- Reeves S, Pelone F, Harrison R, Goldman J, Zwarenstein M. Interprofessional collaboration to improve professional practice and healthcare outcomes. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Jun 22;6(6):CD000072. DOI: 10.1002/14651858.CD000072.pub3
- 4.
- Kleineke V, Stamer M, Zeisberger M, Brandes I, Meyer T. Interdisziplinäre Zusammenarbeit als ein Merkmal erfolgreicher Rehabilitationseinrichtungen - Ergebnisse aus dem MeeR-Projekt [Interdisciplinary Cooperation as a Characteristic of Successful Rehabilitation Facilities--Results from the Project MeeR]. Rehabilitation (Stuttg). 2015 Aug;54(4):266-72. German. DOI: 10.1055/s-0035-1550000