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Informationsübermittlung von postoperativen Delirien in Arztbriefen im Kontext einer stationären Intervention zur Delirvermeidung (PAWEL)
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Das postoperative Delirium (POD) hat sowohl im stationären als auch ambulanten Bereich eine wichtige prognostische Bedeutung. Als medizinische Faktoren sind die erhöhte Mortalität, postoperative kognitive Dysfunktionen (POCD), Demenzentwicklung sowie Demenzprogression zu nennen. Zu den versorgungsrelevanten Faktoren zählen verlängerte Krankenhausaufenthalte sowie vermehrte Behandlungskomplikationen (z.B. Stürze, Dekubitus) und Pflegeheimeinweisungen.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Wie gut ist die Informationsübermittlung von POD an die nachbehandelnden Ärzte und gibt es Sollbruchstellen in der Kommunikation? Konnte die durchgeführte Intervention zur Delirvermeidung die Berichthäufigkeit verbessern?
Methode: Diese Analyse ist ein Teilprojekt der multizentrischen, innovationsfonds-geförderten Interventionsstudie PAWEL, in die zwischen 2017 und 2020 1470 Patienten aus 5 Kliniken eingeschlossen wurden. Das zentrale Ziel der im Stepped-wedge Design durchgeführten PAWEL-Studie war die Entwicklung eines Schulungskonzeptes für die Behandelnden und Delirrisiko-Scores für Patientinnen und Patienten. Zur Analyse der Informationsübermittlung dienten Arztbriefe und klinikinterne Berichte aus den Krankenhausinformationssystemen als Datenquellen. Für den Interventionseffekt (Sensibilisierung) wurden die fünf Kliniken als gegenseitige Kontrollgruppe im Stepped Wedge Design genutzt.
Ergebnisse: Es konnten Daten von 1.291 Patienten ausgewertet werden, davon hatten 261 (20,2%) ein Delir. Nur 105 (40,2%) dieser Delirfälle wurden in den Entlassbriefen an die nachbehandelnden Ärzte berichtet. Der Anteil berichteter Fälle stieg von 33,6% (48 von 143 Fälle) in der Kontrollphase auf 48,3% (57 von 118 Fälle) in der Interventionsphase (p=0,015). Bei Verlegung zwischen den Stationen zeigten sich bereits intern Informationsverluste.
Diskussion: Die Analyse zeigt, dass Informationen zu Delirien sowohl bei klinikinternen Verlegungen als auch bei Entlassung verloren gehen. Durch die Sensibilisierung der stationär Behandelnden (z.B. Ärzte, Pflege) im Rahmen der PAWEL-Intervention scheint der Informationsverlust verringert zu werden.
Implikation für die Versorgung: Durch verbesserte Informationsübermittlung während und nach einem stationären Aufenthalt können Nachbehandler, insb. Hausärztinnen und Hausärzte einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Patientenversorgung im Bezug auf die Diagnosestellung (POCD, Demenz) sowie ggf. Wirtschaftlichkeit im Gesundheitssektor leisten.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; VF1_2016-201
Literatur
- 1.
- Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss. PAWEL - Patientensicherheit, Wirtschaftlichkeit und Lebensqualität: Reduktion von Delirrisiko und postoperativer kognitiver Dysfunktion (POCD) nach Elektivoperationen im Alter. Verfügbar unter: https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/versorgungsforschung/pawel-patientensicherheit-wirtschaftlichkeit-und-lebensqualitaet-reduktion-von-delirrisiko-und-postoperativer-kognitiver-dysfunktion-pocd-nach-elektivoperationen-im-alter.16
- 2.
- Deeken F, Sánchez A, Rapp MA, Denkinger M, Brefka S, Spank J, Bruns C, von Arnim CAF, Küster OC, Conzelmann LO, Metz BR, Maurer C, Skrobik Y, Forkavets O, Eschweiler GW, Thomas C; PAWEL Study Group. Outcomes of a Delirium Prevention Program in Older Persons After Elective Surgery: A Stepped-Wedge Cluster Randomized Clinical Trial. JAMA Surg. 2022 Feb 1;157(2):e216370. DOI: 10.1001/jamasurg.2021.6370