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Effekte eines integrierten und gestuften Behandlungsmodells für psychische Störungen und Komorbiditäten auf die leitliniengerechte Versorgung (COMET)
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Die Wirksamkeit von integrierten und gestuften Versorgungsmodellen für psychische Störungen ist gut belegt. In der sog. COMET-Studie [1] wurde im Rahmen einer multiprofessionellen Kooperation ein integriertes Gesundheitsnetz (Hausärzt:innen, Psychiater:innen, Psychotherapeut:innen und stationäre Einrichtungen) etabliert. Ein tabletgestütztes Programm für Screening, Diagnostik und evidenzbasierte klinische Leitlinien sowie Pfade mit Behandlungsoptionen unterschiedlicher Intensität inklusive niederschwelliger Interventionen bildeten die klinische und prozedurale Grundlage der Netzwerkarbeit.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel ist die Untersuchung der entwickelten und umgesetzten COMET-Behandlungspfade bei den in die Studie einbezogenen Patient:innen der COMET-Gruppe zu Baseline sowie nach 3 und 6 Monaten im Vergleich (Interventionsgruppe, IG) zu Patient:innen der Regelversorgung (Kontrollgruppe, KG).
Methode: Die Patient:innengewinnung erfolgte über Hausarztpraxen. Einschlusskriterium war die Diagnose einer depressiven, angst-, somatoformen und/oder alkoholbezogenen Störung. Die Datenerhebung umfasste einen tabletbasierten Screening- und Diagnoseprozess. In telefonischen Interviews wurden Patient:innen nach 3 (T1) und 6 (T2) Monaten befragt, welche Behandlung sie erhalten haben und diese mit den empfohlenen COMET-Behandlungspfaden aufgrund ihrer Hauptdiagnose zu Baseline verglichen.
Ergebnisse: In 30 Praxen (IG n=17; KG n=13) wurden insgesamt 615 Patient:innen (IG n=307; KG n=308) eingeschlossen. Die Interventionsgruppe wurde bereits zu T1 signifikant bedarfsgerechter und leitliniengerechter versorgt (72% der IG (n=199) erhielten empfohlene Behandlungsmaßnahmen vs. 27% der KG-Gruppe (n=164)). Innerhalb von 6 Monaten stieg dieser Wert in der IG auf 73% (n=179) an (KG 21%, n=113). Besonders Patient:innen mit mittlerem Schweregrad wurden bedarfsgerechter zu T1 (IG 81% vs. KG 31%) und zu T2 (IG 81% vs. KG 26%) versorgt.
Diskussion: Die Ergebnisse belegen eine sehr gute Umsetzung der für das COMET-Modell entwickelten Behandlungspfade im Sinne einer leitliniengerechten Versorgung psychisch Erkrankter in der hausärztlichen Versorgung. Dabei zu berücksichtigen ist, dass den Analysen die Selbstangabe der Patient:innen zugrunde liegt.
Implikation für die Versorgung: Die Behandlungspfade konnten innerhalb der COMET-Gruppe gut etabliert werden. Durch spezifische Interventionsbausteine wie ein tabletgestütztes Screening, Vorschlag spezifischer Behandlungswege und störungsspezifische Leitlinienschulungen der Netzwerkpartner sowie Aufbau eines Netzwerkes können Leitlinien und Behandlungspfade Versorgungsnetzen gut implementiert werden.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 01GY1602
Literatur
- 1.
- Heddaeus D, Dirmaier J, Brettschneider C, Daubmann A, Grochtdreis T, von dem Knesebeck O, König HH, Löwe B, Maehder K, Porzelt S, Rosenkranz M, Schäfer I, Scherer M, Schulte B, Wegscheider K, Weigel A, Werner S, Zimmermann T, Härter M. Study protocol for the COMET study: a cluster-randomised, prospective, parallel-group, superiority trial to compare the effectiveness of a collaborative and stepped care model versus treatment as usual in patients with mental disorders in primary care. BMJ Open. 2019 Nov 24;9(11):e032408. DOI: 10.1136/bmjopen-2019-032408