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Qualitative Analyse zur Implementation eines Regionalen Telepädiatrischen Netzwerks (RTP-Net)
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Mit der Pandemie hat die Nutzung telemedizinischer Funktionalitäten stark zugenommen. Dabei muss zukünftig einer strukturellen Vernetzung hohe Bedeutung zugemessen werden, wenn eine gleichwertige Versorgung unabhängig von der Wohnregion gewährleistet werden soll. In Mecklenburg-Vorpommern wird mit Hilfe eines kassenzertifizierten Videokonferenzsystems und einer Austauschplattform für medizinische Daten, auf die stationäre Kooperationspartner*innen Zugriff haben, das Regionale Telepädiatrische Netzwerk (RTP-Net) implementiert.
Fragestellung und Zielsetzung:
- Welche Förderfaktoren sind auf Basis von Interviews mit am Projekt teilnehmenden Ärzt*innen zu beobachten?
- Welche Barrieren sind auf Basis von Interviews mit am Projekt teilnehmenden Ärzt*innen zu beobachten?
Methode: Qualitative Daten aus leitfadengestützten Experteninterviews. Etwa ein Jahr nach Projektstart wurden teilnehmende Ärzt*innen zu ihren Erfahrungen interviewt. Der Leitfaden orientierte sich am Consolidated Framework for Implementation Research. Die Interviews wurden transkribiert, inhaltlich kategorisiert und analysiert.
Ergebnisse: Es wurden 13 Interviews mit einer durchschnittlichen Dauer von 1h/2min/30s geführt. Von diesen waren zwei Ärzt*innen in pädiatrischer Weiterbildung, neun pädiatrische Chefärzt*innen, eine pädiatrische Fachärzt*in und eine anästhesiologische Chefärzt*in. Insgesamt gehen 574 Interview-Ausschnitte in 16 Kategorien in die Analyse ein. Die fünf häufigsten Kategorien betreffen die Themen „Technik“ (n=62), „Zusammenarbeit“ (n=60), „Haltung gegenüber der Projektteilnahme/Telemedizin“ (n=59), „Zeitaufwand“ (n=43) und „Bedarf/Möglichkeit, Leistungen anzubieten“ (n=37).
Diskussion: Entscheidend für das Engagement im Projekt scheinen nicht in erster Linie die Möglichkeiten zur Überwindung der technischen, rechtlichen oder sonstigen Barrieren, sondern die Haltung gegenüber und die Einsicht in den Bedarf einer Vernetzung/Zusammenarbeit zu sein. Obwohl nur Ärzt*innen interviewt wurden, die sich aktiv an der Projektdurchführung beteiligen, ist die Überwindung von Barrieren auch bei grundsätzlich positiver Haltung und hoher Entscheidungskompetenz nicht garantiert.
Praktische Implikationen: Entscheidend für den Aufbau eines Netzwerkes ist die Haltung der Beteiligten gegenüber Themen wie Zusammenarbeit und Bedarf, da nur mit einer positiven Haltung Barrieren wie Technik-Probleme oder hoher Zeitaufwand überwindbar werden. Daher sind für den Aufbau eines flexiblen/tragfähigen Netzwerkes neben dem Aufbau rechtlicher/organisationaler/finanzieller/technischer Standards die Einstellungen und Haltungen zu einer intensiveren Zusammenarbeit im Sinne der Patientenorientierung intensiver zu thematisieren.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Fördermittelzeichen: 01VSF19057